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/ 12.11.2015
Katarina A. Weilert (Hrsg.)

Gesundheitsverantwortung zwischen Markt und Staat. Interdisziplinäre Zugänge

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 449 S.; brosch., 84,- €; ISBN 978-3-8487-1292-2
Die soziale Marktwirtschaft wurzelt sowohl in der katholischen Soziallehre als auch in der protestantischen Sozialethik, selbst wenn über diese vergleichsweise selten diskutiert wird. Dabei hat die hier verankerte Auseinandersetzung mit der Verantwortungsethik bekanntermaßen eine lange und äußerst vielschichtige Debatte über das (Vertrags‑)Verhältnis zwischen dem Staat (Stichwort Fürsorge) und dem Individuum (Stichwort Eigenverantwortung) hervorgebracht. Katarina A. Weilert, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, kann also an eine reichhaltige Tradition anknüpfen, wenn sie ihr Augenmerk auf den Gesundheitssektor richtet. Die von ihr sorgsam orchestrierten Beiträge spannen einen weiten Bogen, der vom Gesundheitsverständnis über die Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens bis hin zu den gesellschaftlichen Kernfragen unserer Zeit, wie beispielsweise Solidarität und Gerechtigkeit, reicht. Als Ausgangspunkt der Betrachtungen steht das „wir“ (5), wobei bei der Analyse die europäische Ebene ausgeblendet wird. Außerdem fällt auf, dass konfliktreiche Themen wie die Präimplantationsdiagnostik oder die Sterbehilfe, beide vom Ethikrat kontrovers diskutiert, behutsam angegangen werden. Weilert geht es also nicht um die Verabsolutierung ethischer Anspruchshaltungen, sondern um einen Zugang, durch den die Herausforderungen im Gesundheitswesen entideologisiert werden sollen. Wenn dabei Karl Gabriel die Begründungsfigur der Subsidiarität in den Blick nimmt, rekurriert er auf eine Materie, die in der Praxis durch eine Vielzahl von Gremien wie etwa die (föderale) Gesundheitsministerkonferenz besetzt ist. Insofern ist es auch schlüssig, dass Weilert in ihrem Beitrag den durch die Wohlfahrtsidee kontrastierten Gewährleistungsstaat herausarbeitet. Dass die Diakonie eigens thematisiert wird, ist der Logik des Bandes geschuldet, während das Gemeinwohl – soeben von Peter Schmitt‑Egner (siehe Buch‑Nr. 47799) in den Blick genommen – als deren Begründungsfigur überraschend undeutlich bleibt. Das gilt leider auch für die Frage, ob und welcher Mehrwert hier für die politische Praxis angedacht ist.
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Rubrizierung: 2.3432.3422.35.424.42 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Katarina A. Weilert (Hrsg.): Gesundheitsverantwortung zwischen Markt und Staat. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39075-gesundheitsverantwortung-zwischen-markt-und-staat_47341, veröffentlicht am 12.11.2015. Buch-Nr.: 47341 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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