/ 22.06.2013
Carsten Frerk / Christoph Baumgarten
Gottes Werk und unser Beitrag. Kirchenfinanzierung in Österreich
Wien: Czernin Verlag 2012; 283 S.; hardc., 24,90 €; ISBN 978-3-7076-0430-6Die staatliche Kirchenfinanzierung sorgt in Österreich nicht für besonders viel Aufregung, wie das im April 2013 am Beteiligungsquorum gescheiterte Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien belegt. „Wie erfolgreich jedoch bisher die verschiedensten kirchlichen Lobbyisten […] den Staat zur Kasse bitten, um sich ihre Partikularinteressen, die sie beständig als dem Gemeinwohl nützlich deklarieren, bezahlen zu lassen, das wird dieses Buch zeigen“ (19). Carsten Frerk, Chefredakteur des Humanistischen Pressedienstes, und Christoph Baumgarten, Journalist und Aktivist des erwähnten Volksbegehrens, benennen zahlreiche Formen der finanziellen Unterstützung kirchlicher Einrichtungen und Dienstleistungen durch den österreichischen Staat, sei es im Bildungsbereich, im Gesundheits‑ und Sozialwesen oder in der Kultur. Dazu haben sie eine Vielzahl an Quellen zusammengetragen. Der staatliche Finanzierungsaufwand für kirchliche Institutionen beläuft sich demzufolge auf jährlich rund 3,8 Milliarden Euro, wovon 2,4 Milliarden Euro auf den Bereich der kirchlichen Gesundheits‑ und Sozialeinrichtungen entfallen. Damit entstehe ein „krasses Missverhältnis“ (265) zwischen öffentlichen und kirchlichen Mitteln, da nur 13 Prozent der kirchlichen Infrastruktur von den Kirchen selbst bezahlt werde, der Staat hingegen 87 Prozent finanziere. Die Autoren halten dies vor allem deshalb für problematisch, weil die Kirchen ihr Renommee über diese Einrichtungen steigern könnten und es sich somit dabei um „keine neutral‑fachliche Dienstleistung, wie sie von anderen Anbietern erbracht wird“ (266), handele. Um diese nach Ansicht der Autoren staatliche Förderung religiöser Partikularinteressen zu beenden, sollten die Bereiche, die einzig den kirchlichen Interessenlagen dienten – wie etwa der Religionsunterricht, konfessionelle Pädagogische Hochschulen und Theologische Fakultäten – nicht länger staatlich unterstützt werden. Unterm Strich werden die vielfachen Finanzierungswege der Kirche durch den Staat klar aufgezeigt, die angesichts einer veränderten religiösen Landschaft durchaus kritisch gesehen werden können. Das Ergebnis des Volksbegehrens könnte einen jedoch vorsichtig werden lassen, inwieweit man hier mit einer Argumentation „religiöse Partikularinteressen versus staatliches Gemeinwohl“ die Thematik nicht doch etwas zu vereinfacht betrachtet.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.4 | 2.23 | 2.263
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Carsten Frerk / Christoph Baumgarten: Gottes Werk und unser Beitrag. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35632-gottes-werk-und-unser-beitrag_43004, veröffentlicht am 16.05.2013.
Buch-Nr.: 43004
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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