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/ 12.02.2015
Andreas Vasilache (Hrsg.)

Gouvernementalität, Staat und Weltgesellschaft. Studien zum Regieren im Anschluss an Foucault

Wiesbaden: Springer VS 2014 (Staat – Souveränität – Nation); VIII, 258 S.; 29,99 €; ISBN 978-3-658-02576-2
Die Arbeiten des französischen Sozialphilosophen Michel Foucault sind in der deutschsprachigen Debatte – darauf verweist der Herausgeber – überwiegend in der Philosophie, der Soziologie und den Kulturwissenschaften rezipiert worden. Dass die Politikwissenschaft in dieser Hinsicht eher zögerlich reagiert hat, hat seinen Grund wohl auch in Foucaults nicht immer konsistenter Auseinandersetzung mit Fragen der Machttheorie. Orientierten sich Foucaults frühere Arbeiten an der Zurückweisung einer juridischen Konzeption von Macht – dem von den klassischen Theorien unterstellten engen Zusammenhang von Staat, Souveränität und Repression –, so hat er in seinen späteren Vorlesungen zur Gouvernementalität einen Perspektivenwechsel vollzogen, mit dem der Staat und dessen Rationalitäten des Regierens ins Zentrum gerückt werden. Die an diesen Perspektivenwechsel anschließenden Governementality Studies, die ein disziplinenübergreifendes Selbstverständnis mit einer empirischen Ausrichtung verbinden, lassen es nach Ansicht des Herausgebers lohnend erscheinen, Foucaults politische Theorie stärker in politikwissenschaftlichen Ansätzen zur Geltung zu bringen. Dies unternehmen die Autor_innen des Bandes zum einen durch Aktualisierungen der Gouvernementalitätsperspektive im Kontext politiktheoretischer Fragestellungen und zum anderen – zweifellos eine Besonderheit des Sammelbandes – durch die Setzung eines Schwerpunktes im Bereich der Internationalen Beziehungen. Begriffliche und konzeptionelle Aspekte des Werkes Foucaults werden mit Blick auf Recht (Thomas Biebricher), Macht (Oliver Flügel‑Martinsen), Agambens Souveränitätstheorie (Johannes Scheu), Biopolitik (Hannelore Bublitz) und die Relation von Governance/Gouvernementalität (Detlef Sack) behandelt. Anschlussmöglichkeiten für eine Berücksichtigung von inter‑, trans‑ und supranationalen Politikbezügen werden am Beispiel des Europäischen Migrationsmanagements (Goetz Herrmann), der Regierungstechniken der Europäischen Union (Jochen Walter), des israelisch‑palästinensischen Konflikts (Jan Busse/Stephan Stetter) und der politischen Ordnungsvorstellungen in Südostasien (Katja Freistein) diskutiert. Einige Beiträge sind aus der Dritten Offenen Sektionstagung Internationale Politik der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft in München hervorgegangen.
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Rubrizierung: 5.415.464.33.52.612.632.212.68 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Andreas Vasilache (Hrsg.): Gouvernementalität, Staat und Weltgesellschaft. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38061-gouvernementalitaet-staat-und-weltgesellschaft_45423, veröffentlicht am 12.02.2015. Buch-Nr.: 45423 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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