Die staatliche Herstellung von Sicherheit hat – so mag es vordergründig scheinen – seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ein neues, dramatisches Gewicht bekommen, das sich in einer Vielzahl einschlägiger, weit in den Alltag hineinreichender Überwachungstechniken niedergeschlagen hat. Die Autoren wenden sich gegen diese – typischerweise mit Dichotomien von Demokratie und Fundamentalismus, Säkularismus und Theokratie, Rechtsstaatlichkeit und Terrorismus assoziierte – Deutung. Im Anschluss an Foucault sehen sie in den aktuellen Tendenzen einen Formenwandel des Sicherheitsverständnisses, das dem liberalen Staat immer schon zugrunde lag. Foucault hatte in seiner Machtanalytik das Konzept der Gouvernementalität entworfen, das den modernen, bürokratisierten Staat kennzeichnet. Im Gegensatz zu repressiven Formen der Macht stehen hier Techniken der Lenkung im Vordergrund, die sich der Subjektivität der Individuen bedienen. In der breiten Rezeption des Gouvernementalitätsbegriffs, der bei Foucault selbst mehrdeutig geblieben ist, hat sich deshalb die Aufmerksamkeit primär auf privatisierte oder ökonomisierte Logiken des Risikos und der Selbstverantwortung bezogen. Davon abweichend rücken die Autoren der Beiträge des Sammelbandes Sicherheit als staatliche Regierungstechnik ins Zentrum. Foucaults Geschichte der Gouvernementalität wird als Staatstheorie verstanden, dabei – so das Argument – ist gouvernementale Staatlichkeit ohne Sicherheit nicht angemessen zu konzipieren. Von dieser Prämisse ausgehend, will der Band am Thema der Sicherheit gleichermaßen Beiträge zur Gegenwartsdiagnose leisten und Anstöße für eine kritische Überprüfung der Foucault’schen Machttypologie geben.