Skip to main content
/ 04.06.2013
Juliane List

Grenzüberschreitende Mobilität von Hochschulabsolventen in Europa. Bildungspolitische Rahmenbedingungen und praktische Umsetzung

Köln: Deutscher Instituts-Verlag 1996; 244 S.; brosch., 48,- DM; ISBN 3-602-14408-9
In der EU wurde durch den Binnenmarkt der freie Verkehr von Waren, Kapital, Dienstleistungen und Personen sichergestellt. Damit sollte die wirtschaftliche Entwicklung der EU-Mitgliedstaaten begünstigt werden. Der freie Verkehr von Personen wirft, im Gegensatz zu allen anderen angesprochenen Wirtschaftsfaktoren, jedoch ein bildungspolitisches Problem auf: Die Mobilität von Personen hängt von deren Qualifikation und der Anerkennung selbiger in anderen europäischen Staaten ab. Insbesondere bei höher qualifizierten Arbeitskräften ist am ehesten mit grenzüberschreitender Mobilität aufgrund der Nachfrage nach Fach- und Führungskräften im Dienstleistungsbereich zu rechnen. Die vorliegende Arbeit geht folgenden Fragen nach: Welche Rahmenbedingungen bestehen in der EU für die grenzüberschreitende Mobilität von Hochschulabsolventen und nehmen diese die Mobilitätsmöglichkeiten in Anspruch? Inwiefern erklären die nationalen Hochschulsysteme das Ausmaß der Mobilität und welche Folgerungen ergeben sich daraus für die Hochschulpolitik in Europa? Nach einem Überblick über europarechtliche wie -politische Regelungen zur Bildungspolitik präsentiert die Verfasserin die Ergebnisse einer Umfrage zur Beschäftigung ausländischer Hochschulabsolventen in Deutschland: Gemäß dieser Unternehmensbefragung sind geographische Nähe, sehr gute Deutschkenntnisse und eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung von dominierender Bedeutung für den Stellenerwerb in deutschen Unternehmen. Ein hemmender Faktor bei der Einstellung sei das Informationsdefizit über ausländische Studienabschlüsse. Im nächsten Schritt wendet sich die Untersuchung deshalb ausgewählten nationalen Hochschulsystemen zu, um aus deren Vergleich eine Erklärung für die Diskrepanz zwischen der europarechtlich möglichen und der praktisch umgesetzten Mobilität zu gewinnen. Die Darstellung und Untersuchung der Hochschulsysteme in Frankreich, Großbritannien, Italien und Österreich ergeben ein Bild mannigfacher Differenzierung, das keinerlei Ansatzpunkt für eine europäische Annäherung der höheren Bildungswesen liefert. Auch die Beschäftigungssituation von Akademikern auf den nationalen Arbeitsmärkten kann nicht eindeutig als mobilitätsfördernder Impuls qualifiziert werden. Vielmehr werde "ein Netz von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verflechtungen" (214) als Voraussetzung für die Entstehung eines gemeinsamen Lebensraumes und Arbeitsmarktes in Europa dienen. Neben der rein formalen Ermöglichung könnten qualitative Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Freizügigkeit im Studium und zur näheren Qualifizierung des Zertifikats mobilitätshemmend wirken.
Patricia Bauer (PB)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.2632.612.4 Empfohlene Zitierweise: Patricia Bauer, Rezension zu: Juliane List: Grenzüberschreitende Mobilität von Hochschulabsolventen in Europa. Köln: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3686-grenzueberschreitende-mobilitaet-von-hochschulabsolventen-in-europa_4935, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 4935 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA