Gegen die insbesondere durch die analytische Philosophie (Strawson, Bennett u. a.) vorgetragene verkürzte Interpretation von Immanuel Kants "Kritik der reinen Vernunft" als einer wissenschaftstheoretischen Apologie der Newtonschen Physik setzt Köveker mit seiner Arbeit eine Rekonstruktion von Kants Theorie regulativer Vernunftprinzipien. Innerhalb derer erhält der "notwendige Schein", den vernunftgeleitetes Denken produziert (die Ideen von Seele, Welt und Gott), eine Rehabilitation im kantischen Sinne. Die erkenntnistheoretische Spannung zwischen der prinzipiellen Offenheit des Erkenntnisprozesses und dem fragmentarischen Charakter menschlicher Wahrheitserkenntnis bedarf, das versucht Köveker mit Kant zu zeigen, einer regulativen Vermittlung, die vernünftiges Denken nicht auf das Absolute als einer realen Möglichkeit richtet, sondern so tut, "als ob es Gott gäbe" (vgl. 165 ff.). Die Relevanz seiner Untersuchungsergebnisse veranschaulicht Köveker u. a. anhand einer Diskussion der Begründungsprobleme der modernen Diskursethik (Habermas / Apel). Gerade die vorgebrachte Utopiekritik (Wellmer) an der "kontrafaktischen Antizipation einer idealen Sprechsituation", die zugleich "Vorschein einer neuen Lebensform" (Habermas) sei, sieht Köveker dabei durch seine Arbeitsergebnisse bestätigt. In dieser utopiekritisch-vermittelnden Funktion kann mit Köveker die sozialwissenschaftliche Bedeutung einer kantischen Theorie regulativer Vernunftprinzipien gesehen werden.