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/ 11.06.2013
Michael Breisky

Groß ist ungeschickt. Leopold Kohr im Zeitalter der Post-Globalisierung

Wien: Passagen Verlag 2010 (Passagen Gesellschaft); 129 S.; 14,45 €; ISBN 978-3-85165-924-5
„Kohr gilt als Ahnherr der Small-is-beautiful-Bewegung“ (28), schreibt Breisky, pensionierter Berufsdiplomat und Gründungsmitglied des wissenschaftlichen Beirats der Leopold-Kohr-Akademie in Salzburg. Ihm geht es in diesem Band darum, die zentralen Aussagen des Rechtswissenschaftlers, Journalisten und Philosophen Kohr (1909-1994), Träger des Right Livelihood Award, zu erläutern und ihre Relevanz angesichts der durch die Globalisierung entstandenen Probleme herauszuarbeiten. Zu diesen Problemen zählt Breisky die sich abzeichnende Klimakatastrophe, den Nord-Süd-Konflikt sowie den religiösen Fundamentalismus muslimischer wie christlicher Provenienz. Die Globalisierung lasse sich auf ein Denkmodell zurückführen: „Man macht sich im Kleinen ein bestimmtes Bild von einer Situation und überträgt es als Muster auf ein anderes, meist wesentlich größeres Umfeld, ohne viel nach veränderten Rahmenbedingungen zu fragen“ (12). Dabei sei die „Zahl der Institutionen und Menschen, die als relevante Akteure gelten können, ins völlig Unüberschaubare“ gewachsen. „Kurz gesagt: die Globalisierung verlangt heute zwar mehr denn je nach Überschaubarkeit und ganzheitlichem Denken, sie macht aber eben diese Qualitäten so gut wie unmöglich.“ Dieser Situation stellt Breisky nun Kohrs „Weg des menschlichen Maßes“ (15) entgegen, basierend auf einem optimistisch geprägten Menschenbild und der Annahme, dass ein freier Mensch eher konstruktiv entscheidet. Entsprechend habe Kohr den Anarchismus als „gewaltfreie Form des Zusammenlebens“ (23) definiert. Sein Gesellschaftsbild sei geprägt durch die Annahme „von der Stärke kleiner sozialer Einheiten“ (28), er sei ein erklärter Anhänger von Klein- und Mikrostaaten gewesen bzw. habe die größtmögliche Autonomie der Glieder eines Bundesstaates befürwortet. Als ein Vorbild habe er die Schweiz gesehen. Zudem sei Kohr zwar grundsätzlich ein Anhänger der Marktwirtschaft gewesen, habe aber „eine über den überschaubaren Raum hinausgehende Wirtschaftstätigkeit (43 f.) mit Skepsis betrachtet. Auf dieser Basis erörtert Breisky verschiedene mit der Globalisierung einhergehende Aspekte und plädiert schließlich für einen Paradigmenwechsel der Megatrends, „sei es der Wechsel von Wachstums-Ideologie zu Verteilungsgerechtigkeit, die wachsende Zuwendung zu sozialer Spiritualität oder die auf verschiedenen Ebenen stattfindende Stärkung überschaubarer Strukturen“ (108).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.465.422.2 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Michael Breisky: Groß ist ungeschickt. Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9684-gross-ist-ungeschickt_39911, veröffentlicht am 15.02.2011. Buch-Nr.: 39911 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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