In dem bereits 1993 im Original erschienenen Titel skizziert der Autor, Forschungsdirektor am Centre National de la Recherche Scientifique in Paris und Sprecher der französischen Grünen, seine Vorstellungen von der politischen Ökologie. Ihre historischen Wurzeln verortet Lipietz in der wissenschaftlichen Ökologie, den kritischen Sozialwissenschaften und den politischen Erfahrungen seit den 70er Jahren. Folglich wird Ökologie nicht auf Umwelt- und Naturschutz reduziert, sondern weitaus umfassender definiert. Neben der Ökologie der Umwelt umfaßt der Begriff die Ökologie des Sozialen und die Ökologie der kulturellen Identität. Politische Ökologie beschreibt in dieser Konzeption die Grenzziehung zwischen dem vermeintlich Normalen und dem Abweichenden und legt sich normativ fest auf den Respekt gegenüber abweichenden Handlungsmustern. Praktisch zielt das hier vorgelegte Konzept auf ein Primat der Politik gegenüber der Ökonomie, wobei gleich mitbedacht wird, wie dieses Primat auszugestalten ist, um umgekehrt ebenso die Machtkonzentration des Staatsapparates zu verhindern. Im Ergebnis laufen die Vorschläge auf die Grundzüge einer Nach-Wachstums-Gesellschaft hinaus, die das fortschreitende ökonomische Expandieren überwunden hat und sich an den Grundbedürfnissen der Menschen und an den Idealen der Selbstbestimmung orientiert. "Angesichts dieses Desasters [Konsumgesellschaft, Rassismus etc.], dieser zerrissenen Gesellschaft wird die politische Ökologie die Fackel der Hoffnung nur in die Hand bekommen, wenn sie sich so zeigt, wie sie ist: nicht als Wächterin einer Ordnung der Natur, die den Menschen fremd ist, sondern als Anregerin, auf eine andere Art und Weise in der Gesellschaft zu leben, jeder und jede in der Beziehung zu allen und alle in ihrer Beziehung zur Natur." (162)