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/ 12.03.2015
Thomas Milic / Bianca Rousselot / Adrian Vatter

Handbuch der Abstimmungsforschung

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2014 (Politik und Gesellschaft in der Schweiz 3); 479 S.; brosch., 36,- €; ISBN 978-3-03823-909-3
Der Schweiz eilt hierzulande häufig der Ruf voraus, ein basisdemokratisches Musterland zu sein. Eine ebenso fundierte wie breite Übersicht zur eidgenössischen Variante direkter Demokratie liefert das Handbuch zur Abstimmungsforschung. Dass direktdemokratische Verfahren der Abstimmung aber auch aus bundesrepublikanischer Perspektive relevant sein können, wird gleich in der Einleitung deutlich: Die „Abstimmungs‑ oder direkte Demokratie [ist] kein der repräsentativen Demokratie gegenübergestellter, eigenständiger und umfassender Demokratietypus. Vielmehr können direktdemokratische Instrumente [...] als zusätzliche politische Institutionen einen die repräsentative Demokratie ergänzenden Status erhalten.“ (17) Aus dieser Perspektive gelesen entfalten die sechs Teile des Bandes auch aus repräsentativ‑demokratischer Sicht eine überaus relevante Thematik, die von der Erläuterung grundlegender Institutionen, Instrumente und Daten der Schweizer Abstimmungsforschung bis hin zur Diskussion kritischer Perspektiven auf Volksabstimmungen und ‑entscheide reicht. Den Schwerpunkt des Bandes bildet das vierte Kapitel, in dem es um die „wichtigsten Theorien und Ansätze der Abstimmungsforschung“ (20) geht. Die Autoren erläutern von strukturtheoretischen über sozialpsychologische bis hin zu kognitionspsychologischen Ansätzen verschiedene Theorien zur Erklärung von Wählerverhalten. Auch der Rational‑Choice‑Ansatz, der „gemeinhin als die dritte der drei großen Deutungstraditionen des politischen Verhaltens bezeichnet“ (210) wird, ist vertreten und wird weit über Anthony Downs’ politische Ökonomie hinaus bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurück erläutert. Gerade diese ausführliche theoriegeschichtliche Fundierung macht den Band – der immer wieder zu seinem Fallbeispiel, der Schweiz, zurückkehrt – als einführende Lektüre in die Abstimmungsdemokratie ungeheuer wertvoll. Und das gilt gerade auch aus repräsentativ‑demokratischer Perspektive, allzumal wenn klar ist, dass „der moderne Stimmbürger [wohl kaum] dem Ideal eines wohlinformierten Citoyens entspricht“ (263).
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Rubrizierung: 2.215.25.412.222.5 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Thomas Milic / Bianca Rousselot / Adrian Vatter: Handbuch der Abstimmungsforschung Zürich: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38158-handbuch-der-abstimmungsforschung_46272, veröffentlicht am 12.03.2015. Buch-Nr.: 46272 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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