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/ 21.06.2013
Peter Bescherer / Karen Schierhorn (Hrsg.)

Hello Marx. Zwischen "Arbeiterfrage" und sozialer Bewegung heute

Hamburg: VSA 2009; 183 S.; 15,80 €; ISBN 978-3-89965-317-5
„Ein authentischer Marx, der immer schon da ist und nur darauf wartet, endlich von uns entdeckt zu werden, ist eine Fiktion“ (20), stellt Michael Heinrich fest. Den Marxismus gebe es nicht, schreibt auch Oliver Marchart, „sondern nur einen ungeheuer breiten Diskurszusammenhang der marxistischen Theorietradition“ (98). In diesem Sinne sind die Beiträge, die auf eine Vortragsreihe an der Universität Jena zurückgehen, nach einigen Überlegungen zu Theorie und Geschichte vor allem mit Blick auf die Gegenwart ausgerichtet. Und da keineswegs nur unmittelbar an die Schriften von Marx angeknüpft wird, können beispielsweise auch Schwachstellen in seinen Überlegungen unter Zuhilfenahme der Analysen von Max Weber aufgezeigt werden. In den Vordergrund gestellt sind zudem neuere (post-)marxistische Theoretiker, allen voran Ernesto Laclau, Chantal Mouffe und Nicos Poulantzas. Inhaltlich aufgefächert wird die Frage, ob und zu welchem Erkenntnisgewinn marxistische Theorien zur Beschreibung und Problematisierung des modernen Staates und seiner Gesellschaft eingesetzt werden können. Hervorzuheben ist, dass Alex Demirović den „naturalistischen Fehlschluss“ in der linken und marxistischen Tradition kritisiert, „demzufolge aus der ökonomischen Klassenlage eine bestimmte politische und kulturelle Praxis hervorgehen müsste“ (77) – gerade dieses traditionelle Denken erschwert aber beispielsweise die Einordnung der Neuen Sozialen Bewegungen. Demirović transferiert daher die ökonomische Klasse in eine soziale und stellt der Theorie des Klassenkampfes als Alternative eine „sich immer wieder neu knüpfende [...] Äquivalenzkette sozialer Kämpfe“ (85) gegenüber – und zwar auf Basis der Annahme, dass der kapitalistische Staat kein den Herrschenden untergeordnetes Instrument ist, sondern „ein gesellschaftliches Zentrum der Machtausübung“ (71). Diese geradezu im besten Sinne sozialdemokratische Überlegung zeigt (was für die meisten Beiträge dieses lesenwerten Bandes gilt), dass die kritische Theorie „im Anschluss an Marx“ (10) interessante Ansätze zu bieten hat.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.425.334.422.222.235.45 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Peter Bescherer / Karen Schierhorn (Hrsg.): Hello Marx. Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30373-hello-marx_36053, veröffentlicht am 13.05.2009. Buch-Nr.: 36053 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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