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/ 21.06.2013
Markus Kartheininger

Heterogenität. Politische Philosophie im Frühwerk von Leo Strauss

München: Wilhelm Fink Verlag 2006; 442 S.; kart., 58,- €; ISBN 978-3-7705-4378-6
Diss. HU Berlin; Gutachter: V. Gerhardt. – Ein typisches Merkmal von Modernisierungsprozessen ist die Durchsetzung technischer und ökonomischer Standards, die grenzüberschreitend zu einer Angleichung von Lebens- und Kommunikationsformen führen. Derartige Homogenisierungstendenzen haben immer wieder Gegenbewegungen ausgelöst, die – im Namen von Orthodoxie – eine Rückkehr zu Traditionen verlangen. Gegenüber diesem Dualismus von inhaltlich entleertem Rationalismus und Fundamentalismus zielt das Werk von Leo Strauss auf ein alternatives Modell der europäischen Aufklärung jenseits von Kulturrelativismus und Szientismus. Weil aber Strauss seine Überlegungen nie systematisch entwickelt, sondern in zahlreichen philosophiehistorischen Interpretationen präsentiert hat, gilt er in der Fachliteratur nicht als konsistenter Denker. Dagegen erhebt Kartheininger den Anspruch, die implizite Konsistenz im Werk von Strauss zu zeigen. Diese Konsistenz erschließt sich nur – so die Argumentation –, wenn man Strauss’ Zugang zur Philosophie vor dem Hintergrund des deutsch-jüdischen Problems zu Beginn des 20. Jahrhunderts versteht. Den Juden in Deutschland und im westlichen Europa stand nämlich allein die Option zwischen Assimilation oder Zionismus offen, Strauss aber wollte mit seiner politischen Philosophie etwas Drittes – Heterogenität – geltend machen. Vor diesem Hintergrund rekonstruiert der Verfasser das Frühwerk von Strauss teils anhand dessen kritischer Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Hermann Cohen und Franz Rosenzweig als Exponenten zeitgenössischer idealistischer und rationalistischer Positionen, teils mit Blick auf Strauss’ Interpretation der politischen Schriften Spinozas und Hobbes. Abschließend setzt sich der Autor mit der Differenz zwischen den frühen und den späten Schriften Strauss’ auseinander.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.46 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Markus Kartheininger: Heterogenität. München: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27467-heterogenitaet_32190, veröffentlicht am 03.12.2007. Buch-Nr.: 32190 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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