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/ 03.06.2013
Bernd Wegner

Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945. Leitbild, Struktur und Funktion einer nationalsozialistischen Elite

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 1997 (Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart); 400 S.; 5., erw. Aufl.; geb., 68,- DM; ISBN 3-506-77502-2
Diss. Hamburg. - Eine eigenständige "SS-Ideologie" gab es nicht, so wenig wie es eine spezielle "Mentalität der SS-Angehörigen" (25) gab. Dennoch ist unübersehbar, daß das Weltbild der SS durch die persönlichen Ansichten und Überzeugungen des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler, geformt worden ist. Es existiert ein starker Bezug zur Konservativen Revolution, die in den zwanziger Jahren ihren Höhepunkt hatte und durch ihr Wertesystem auf die nationalsozialistische Bewegung insgesamt einen starken Einfluß ausübte. Führte die SS unter Himmler bis zur Machtergreifung eher ein Schattendasein in der Partei, so änderte sich dies einerseits aufgrund der Aufstellung der "Leibstandarte Adolf Hitler" und andererseits durch den "Röhm-Putsch". Infolge des Auf- und Ausbaus der SS-Verfügungstruppen und der SS-Totenkopfverbände kam es im zunehmenden Maße zu Reibungen mit der Reichswehr/Wehrmacht, die ihr Waffenmonopol wahren wollte, aber gegen die immer stärker werdende Position Himmlers innerhalb des Staatsapparates (Himmler war seit 1936 auch Chef der Polizei) nur wenig aufbieten konnte. Kurz nach Kriegsbeginn erfolgte schließlich die Zusammenfassung der Verfügungstruppen und Totenkopfverbände in drei eigenständige Divisionen (und einem Stamm für eine vierte), die jetzt als "Waffen-SS" bezeichnet wurden. Allerdings ist die Umbenennung kein Anzeichen dafür, daß die SS ihre Grundlage als "Parteiformation" (129) dabei einbüßte. Wegner macht deutlich, daß die Waffen-SS keineswegs die Wehrmacht ersetzen sollte: "Der SS war zwar daran gelegen, den überkommenen Militärapparat als politischen Entscheidungsfaktor zu eliminieren, nicht aber, ihn als militärisches Instrument zu beseitigen." (316) Gerade in der Aufstellung der sogenannten "pangermanischen" Verbände zeigt sich der Doppelcharakter der Waffen-SS: einerseits militärisch ausgerichtete Truppe, andererseits "Repräsentant eines 'politischen Soldatentums'" (317). Wegners tiefschürfende und wegweisende Analyse der ideologischen und organisatorischen Grundlagen der SS zeigt, daß sie keineswegs außerhalb des NS-Systems stand, auch wenn sie sicherlich einen Sonderstatus für sich beanspruchte. Insofern führen Interpretationen in die Irre, die die Waffen-SS entweder als "innenpolitische Eingreiftruppe" oder als bloße "Nachfolgeorganisation des Heeres" (130 f.) sehen. Inhaltsübersicht: I. Ideologie: 1. Der Hintergrund: Die Revolutionierung des konservativen Wertsystems; 2. Der Ordensgedanke der SS; 3. Historisches Selbstverständnis und Geschichtsbild; 4. Das Feindbild. II. Organisation: 5. Die Anfänge (1933-34); 6. Konflikte mit der Wehrmacht (1934-35); 7. Der Ausbau der bewaffneten SS (1935-38); 8. Der Erlaß vom 17. August 1938 und seine Folgen; 9. Die Entstehung der Waffen-SS. III. Ausbildung und Erziehung: 10. Auslese und Laufbahnmuster; 11. Die Junkerschulen; 12. Probleme der militärischen und mentalen Standardisierung; 13. Zur Organisation der weltanschaulichen Erziehung. IV. Sozialstruktur: 14. Entwicklungsstand und Binnenstruktur des Führerkorps um die Jahresmitte 1944; 15. Soziale Herkunft und beruflicher Werdegang; 16. Politische Aspekte des Laufbahnverhaltens. V. Expansion: 17. Elite oder Massenheer: Die Strukturkrise der Waffen-SS; 18. Expansion als Zukunftschance. Exkurs: Die Sondergerichtsbarkeit von SS und Polizei: Militärjustiz oder Grundlegung einer SS-mäßigen Rechtsordnung?
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945. Paderborn u. a.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2403-hitlers-politische-soldaten-die-waffen-ss-1933-1945_3090, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 3090 Rezension drucken
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