Die übergroße Mehrheit der SED-Parteimitglieder, „von der Bevölkerung der DDR ganz zu schweigen" (222), habe nur vereinzelt den Einfluss der Sowjetunion auf die ideologische Ausrichtung und praktische Politik der DDR erkennen können. „Die Tiefe der Abhängigkeit und die weit verzweigten Wege der ‚Kooperation' blieben ihnen zwangsläufig verborgen" (222), schreibt Haritonow. Wohl auch um die Akzeptanz der sozialistischen Politik nicht unnötig zu erschweren, sollte der Eindruck erweckt werde, die DDR finde unter der Führung der SED ohne Druck zum Sozialismus. Der Autor analysiert am Beispiel der ideologischen Schulung - und damit „eines surrealen sowjetischen Kosmos, der nur Eingeweihten verständlich war" (VII) - den tatsächlichen Einfluss der KPdSU auf die SED. Ziel der ideologischen Schulung sei gewesen, im Zuge einer „sowjetische[n] reeducation" eine „innere Verankerung" (VIII) des Sozialismus in der Bevölkerung zu erreichen. Haritonow beschreibt den Aufbau der für ideologische Fragen zuständigen Institutionen der SMAD, die Umsetzung der zentralen Vorgaben auch in den Ländern sowie die ideologische Gleichschaltung der SED mit der KPdSU. Versuche der SED, eigene Ideen durchzusetzen, wurden mit dem Vermerk, „die SED verhalte sich immer noch störrisch" (127), nach Moskau gemeldet. Nach einem klärenden Gespräch galt dann: „Wenn aus Moskau in einer beliebigen Frage grünes Licht kam, halfen den Genossen der SED keine Einwände mehr, dann musste der betreffende Änderungsvorschlag auch in die Tat umgesetzt werden." (127) Haritonow geht trotzdem nicht so weit, die SED nur in der Rolle einer Marionette zu sehen. Seiner Ansicht nach versuchte die SED-Führung auch von sich aus, „in fast allen Fragen der KPdSU(b) nachzueifern." (222)