/ 03.06.2013
Hansjörg Riechert
Im Schatten von Auschwitz. Die nationalsozialistische Sterilisationspolitik gegenüber Sinti und Roma
Münster/New York: Waxmann Verlag 1995; 156 S.; brosch., 49,90 DM; ISBN 3-89325-296-7Diss. Bochum; Betreuer: H. Mommsen. - 1934 trat das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" in Kraft, das die Grundlage für die im Dritten Reich an Sinti und Roma vorgenommenen Zwangssterilisationen bildete. Ziel war es, die "den völkischen Normvorstellungen nicht entprechenden 'Fremdrassen' 'biologisch auszumerzen' und mit dieser Variante des Völkermordes die traditionelle 'Zigeunerfrage' ein für allemal zu regeln" (132).
Absicht des Autors ist es, nicht nur die Sterilisationspolitik selbst zu analysieren, sondern nach dem Einfluß dieser Politik auf die nationalsozialistische Zigeunerpolitik insgesamt zu fragen. Riechert differenziert verschiedene Phasen: Während anfänglich rassenhygienische Motive dominierten und Einzelpersonen wegen "angeborenen Schwachsinns" (132) zwangssterilisiert wurden, dominierten in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre rassenanthropologische Motive. Ende der dreißiger Jahre kam es zu einem Radikalisierungsschub und von nun an wurden zwei Verfolgungspraktiken miteinander verknüpft, nämlich die Vertreibung und Internierung von Sinti und Roma sowie die gleichzeitige Zwangssterilisation. "Zwischen 1934 und 1945 wurde etwa jedem zehnten Sinti und Roma seine Fruchtbarkeit genommen." (135) Abschließend gibt der Autor einen Überblick über die Schwierigkeiten von Sinti und Roma, nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches in der Bundesrepublik für das erlittene Unrecht eine Entschädigung zu erlangen.
Inhaltsübersicht: I. Die Grundlinien der nationalsozialistischen Zigeunerverfolgung bis 1938; II. Die Zwangssterilisation reichsdeutscher Sinti und Roma nach dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (14. Juli 1933) unter besonderer Berücksichtigung der Rheinprovinz und Westfalens; III. Die Deportationen nach Polen 1940/1941; IV. Die nationalsozialistische Zigeunerpolitik zwischen Kontinuität und Diskontinuität; V. Die Deportation nach Auschwitz; VI. Die Zwangssterilisation der nichtdeportierten Sinti und Roma; VII. Sterilisationen an Sinti und Roma in Konzentrationslagern; VIII. Zur Entschädigung zwangssterilisierter Sinti und Roma.
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.312 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Hansjörg Riechert: Im Schatten von Auschwitz. Münster/New York: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1583-im-schatten-von-auschwitz_1801, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1801
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