/ 31.10.2013
Kimmo Katajala / Maria Lähteenmäki (Hrsg.)
Imagined, Negotiated, Remembered. Constructing European Borders and Borderlands
Münster u. a.: Lit 2012 (Mittel- und Osteuropastudien 11); 232 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90257-3Neben der sozialwissenschaftlichen befasst sich auch die historische Forschung intensiv mit dem Phänomen der Grenze und ihren verschiedenen Ausprägungen. Eher selten wird dabei in der deutschen Wissenschaft der nordeuropäische Raum zum Forschungsgegenstand. Umso interessanter erscheinen daher die Beiträge des Sammelbandes von überwiegend skandinavischen Historikern, in denen es primär um nord‑ und nordosteuropäische Grenzräume geht. Der Band resultiert aus einer Konferenz, die im Dezember 2010 im finnischen Joensuu stattfand. Der zeitliche Rahmen ist weit gespannt, er umfasst frühneuzeitliche Staatsbildungen ebenso wie die aktuelle grenzüberschreitende Kooperation im Rahmen der Europäischen Union. Entsprechend der Verortung der Herausgeber ist ein Abschnitt der historischen Region Karelien gewidmet. Mitherausgeber Kimmo Katajala, Professor für Geschichte an der Universität Ostfinnland in Joensuu, schildert die wechselnden Paradigmen in der Forschungsgeschichte zur Region. Immer wieder seien es „unwissenschaftliche Faktoren“ (108) gewesen, die die Forschungslinien bestimmten. Zunehmend werde nun die einst zwischen Finnland und Russland beziehungsweise der Sowjetunion umstrittene und umkämpfte Region als eine „Brücke zwischen den Kulturen“ (107) wahrgenommen. Der St. Petersburger Historiker Mikhail Krom analysiert die Entstehung der Grenze zwischen den Großfürstentümern Litauen und Moskau in der Frühneuzeit. Grenzbildung könne hier in der Hauptsache als politischer Prozess aufgefasst werden, der sich nicht auf bestehende ethnische oder religiöse Gegensätze gestützt habe. Ein großer Einfluss sei lokalen Akteuren zugefallen, die sich bis zu einem gewissen Grad in ihrer Zugehörigkeit für die eine oder andere Seite entscheiden konnten. Die im dänischen Sønderborg lehrende Kulturwissenschaftlerin Katarzyna Stoklosa befasst sich mit der grenzüberschreitenden Kooperation an den polnischen Ostgrenzen zu Russland und der Ukraine. Trotz weitgehend positiver offizieller Beziehungen auf staatlicher Ebene besonders zur Ukraine seien lokale Formen der Zusammenarbeit noch stark begrenzt sowie Kommunikation und Infrastruktur stark ausbaufähig.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.61 | 2.62 | 4.2 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Kimmo Katajala / Maria Lähteenmäki (Hrsg.): Imagined, Negotiated, Remembered. Münster u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36345-imagined-negotiated-remembered_44157, veröffentlicht am 31.10.2013.
Buch-Nr.: 44157
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M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
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