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/ 20.06.2013
Herfried Münkler

Imperien. Die Logik der Weltherrschaft - vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten

Berlin: Rowohlt 2005; 332 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-87134-509-1
Besonders seit George W. Bush im Weißen Haus sitzt, mehren sich weltweit die Klagen über Washingtons imperiale Politik. Enthalten diese Vorwürfe einen wahren Kern und wenn ja, ist diese Politik wirklich eine Folge der Absichten einzelner Politiker oder folgen die USA nicht vielmehr einer Logik der Weltherrschaft, die bestimmte Verhaltensweisen unvermeidlich macht? Diese Frage zwingt dazu, sich zu vergewissern, was ein Imperium eigentlich ausmacht. Münkler moniert, die Politikwissenschaft habe den Imperiumsbegriff „der Beliebigkeit des publizistischen Alltags überlassen“ (15). Er entwickelt in seinem beeindruckend weit gespannten Blick durch die Geschichte Kriterien für eine Definition von Imperien. Dabei plädiert er von vornherein dafür, sie nüchtern-analytisch zu sehen, „als eine Form von Problembearbeitung neben der des Staates und anderer Organisationsformen des Politischen“ (10): Imperien als Ordnungsmodelle. Er beschäftigt sich folgerichtig mit den Typen imperialer Herrschaft, ihren Risiken und Chancen, aber auch der Logik, nach denen sie funktionieren. Imperien haben in der Regel keine präzisen Grenzen, sie sind zudem halbdurchlässig, sie kennen keine gleichberechtigten Nachbarn, es gibt ein Integrationsgefälle vom Zentrum hin zur Peripherie. Ein Imperium ist auch etwas andres als eine Hegemonie, weil es die formale Gleichstellung der Akteure auflöst. Münkler greift konsequent auf die sehr plastische Methode zurück, Imperien gegen andere politische Ordnungen, sei es in systematischer oder historisch-empirischer Hinsicht, abzugrenzen, um so ihre Konturen schärfer bestimmen zu können. Im Zentrum steht immer wieder Amerika, aber Münkler zieht als Vergleichsmaßstab auch das römische Imperium, seegestützte Imperien wie das britische, spanische und portugiesische, die Sowjetunion, aber auch das Reich des russischen Zaren, das Osmanische, Chinesische und Mongolische Reich mit heran. Dass die USA ein Imperium darstellen, steht für ihn außer Frage. Er hält die These von den imperialen Absichten einzelner Politiker aber für zu kurz gegriffen. Ein Imperium entstehe auch durch den Sog, den Machtvakuen an der Peripherie ausübten. Dies trage jedoch immer die Gefahr imperialer Überdehnung in sich.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.14.22.64 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Herfried Münkler: Imperien. Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/24208-imperien_27888, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27888 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA