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/ 19.06.2013
Jörn Rüsen / Henner Laass (Hrsg.)

Interkultureller Humanismus. Menschlichkeit in der Vielfalt der Kulturen

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2009; 368 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-89974523-8
Was denken indische Humanisten? An welche afrikanischen Denktraditionen können Humanisten heute anknüpfen? Und was haben Muslime zu dem Thema zu sagen? Mit diesem Sammelband werden die Perspektiven unterschiedlicher Kulturen auf „den“ Humanismus zusammengeführt. Der Humanismus kann dabei als Ziel und auch als Prozess verstanden werden. Der Band ist im Rahmen des Forschungsprojekts „Humanismus in der Epoche der Globalisierung“ am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen entstanden. Der erste Teil ist verschiedenen Weltregionen gewidmet, der zweite einzelnen Sachgebieten. In diesen Abschnitten wird auch das Aufgabenfeld des Humanismus abgesteckt – allen voran die Verhinderung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Neben den Beiträgen von Kulturwissenschaftlern und Historikern kommt auch Heinrich Spanier, Referatsleiter im Bundesumweltministerium, zu Wort. Er vermittelt einen lehrreichen Überblick zum Spannungsverhältnis von Mensch und Umwelt. Der dritte Teil bietet verschiedene Ausblicke zum Themenkomplex. Dort findet sich auch Jürgen Straubs Text zur interkulturellen Kompetenz, einer heutzutage gleichermaßen höchst erwünschten wie nebulösen Eigenschaft. Angesichts des Anspruchs der Herausgeber, über akademische Sphären hinaus Ansätze für Bildung, Politik oder Wirtschaft zu transportieren, ist dieser zentrale Aufsatz mit seinen wichtigen definitorischen Hinweisen eindeutig zu weit am Ende des Buches platziert. Der Band offenbart, dass eine Suche nach „dem“ einen, alle Kulturen umfassenden Humanismus scheitern muss und auch gar nicht sinnvoll wäre. Dazu ist selbst der europäische Humanismus zu vielschichtig und zum Teil auch widersprüchlich. Um heutige interkulturelle Konflikte zu entschärfen, scheint es zweckmäßiger, das humanistische Gedankengut der jeweiligen Kulturen zu bergen, zu restaurieren und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen – wenngleich etwa im Falle des Islams und auch Afrikas die Hürden hierfür aktuell noch hoch erscheinen. Eine sinnvolle Ergänzung zu diesem Buch soll ein Anlagenband mit umfangreichem Quellenmaterial werden, darunter auch schwer zugängliche, übersetzte Dokumente nicht‑europäischer Herkunft.
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Rubrizierung: 5.15.425.335.342.23 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Jörn Rüsen / Henner Laass (Hrsg.): Interkultureller Humanismus. Schwalbach/Ts.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21666-interkultureller-humanismus_41588, veröffentlicht am 09.02.2012. Buch-Nr.: 41588 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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