Das Heft ist als "Verteidigung einer Bastion dialektischer Vernunft" (8) konzipiert. Die überschwengliche Sprache des Editorials führt in diesem Sinne zum Bezugspunkt der Beiträge: dem Widerstandskämpfer und Mitglied der Roten Kapelle sowie späteren Professor für Romanistik in der DDR, Werner Krauss. Dessen "Bedeutung für den Marxismus" könne "nicht hoch genug geschätzt werden" (7): "Für uns heute ist das Beispiel des Menschen und die Leuchtkraft seiner Schriften erinnerungswürdig." (8) Dahinter steht das Bemühen, den Marxismus und den Aufklärungsgedanken miteinander zu verbinden. Der archivalische Wert der Vorlesungsmitschriften und Notizen übersteigt bei weitem die Qualität der Beiträge. Der Aufsatz von Schröder (einem ehemaligen Assistenten von Krauss) ist ein Vortrag aus dem Jahre 1988 und doziert in zeitgenössischem Stil über die im Vergleich zur DDR "dominierende gegenaufklärerische Orientierung" (64) in der Bundesrepublik, die erst in den sechziger Jahren überwunden worden sei. Als Beleg wird "ein Rundbrief fortschrittlicher Romanistikstudenten der Freien Universität in Westberlin" (64) zitiert. Es darf nicht nur für diesen Beitrag bezweifelt werden, ob er "auch nach acht Jahren nichts von seiner grundsätzlichen Aktualität eingebüßt hat" (9). Inhalt: Aufsätze: I. Zur Aufklärung - Aus den Vorlesungen von Werner Krauss: Werner Krauss: Notate zur Periodisierung der Aufklärung (4.10.1954) (15-26); Werner Krauss: Notate zu den Enzyklopädisten (1.12.1953) (27-40); Werner Krauss: Notate zu d'Alemberts "Discours préliminaire" und der Fortschrittsgedanke (15.12.1953) (41-54). II. Aufklärung und Gegenaufklärung heute: Winfried Schröder: Aufklärung als historisches Phänomen und als Gegenstand aktueller Debatten: Zum Streit über die Aufklärung heute (57-78); Claus Träger: Geschichtlichkeit - Aufklärung - Revolution. Literatur im Gang der Zeiten (79-99); Werner Seppmann: "Postmodernes" Denken und vormoderne Weltanschauung. Marginalien über den Rechtsextremismus und den Verfall theoretischer Vernunft (101-125). Diskussion: Thomas Schröder: Der Prozeß der Säkularisation und das Ende der Naturgeschichte. Zur Kritik der "Politischen Theologie" (129-141); Markus Schweisthal: Anmerkungen zu Beiträgen von Holz und Weingarten im Heft "Dialektik-Konzepte" (143-146). Aus den Archiven: Werner Krauss: Opfertod der antifaschistischen Studentin Ursula Goetze nach der Niederschrift ihres Leidensgenossen Universitätsprofessor Dr. Werner Krauss in Marburg, Rotenberg 28a (149-161).