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/ 31.05.2013
Agnes Heller

Ist die Moderne lebensfähig? Aus dem Englischen von Felix Ensslin

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1995 (Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung 7); 229 S.; 48,- DM; ISBN 3-593-35399-7
Reflexionen intellektueller Wanderschaft in der modernen Welt der Kontingenz - so könnte man die deutsche Übersetzung einer Aufsatzsammlung Hellers überschreiben, deren Originalausgabe 1990 in den USA erschien. Die zehn Aufsätze sind sozialen, politischen und intellektuellen Phänomenen der Moderne gewidmet - den Sozialwissenschaften ("dieses moderne Sprachspiel par excellence", 15), dem Alltagsleben und seiner Gefährdung, Erzählungen vom "Tod des Subjekts", die alleweil "sehr starke Aussagen sowohl über Subjekte als auch über Persönlichkeiten" enthalten (83), der "Sprache der Rechte", menschlicher Wanderschaft in der Geschichte, der Frage nach dem Zuhause. Auch in den Reflexionen über die emotionale Verarmung und über "praktische Vernunft" sowie in ihrem Essay über "Freiheit und Glückseligkeit in der politischen Philosophie Kants" erweist sich die in New York lebende ungarische Philosophin als "modernes" Subjekt, das sich in der Welt seines "selbsterwählten und geteilten Schicksals" (229) seiner immer auch politischen Aufgabe vergewissert. Die wichtigsten Ergebnisse sind die vielen Fragezeichen. Ist die Moderne lebensfähig? Wir wissen es nicht. Aber die Lektüre des Bandes mag den Eindruck vermitteln: die Moderne ist nicht zu begreifen, indem man sich post-modern in ihr Jenseits katapultiert, sondern indem man sie fragend lebt. Inhalt: Von einer Hermeneutik in den Sozialwissenschaften zu einer Hermeneutik der Sozialwissenschaften (1-37); Kann man das Alltagsleben gefährden? (39-60); Der Tod des Subjekts: Ein philosophischer Essay (61-83); Leben wir in einer emotional verarmten Welt? (85-99); Was ist praktische Vernunft, und was ist sie nicht? (101-123); Wieder einmal über den Begriff des Politischen (125-142); Freiheit und Glückseligkeit in der politischen Philosophie Kants (143-163); Die Rechte, die Moderne und die Demokratie (165-184); Moses, Hsüan-tsang und die Geschichte (185-201); Wo sind wir zuhause? (203-229).
Klaus Dicke (KD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.45.25.345.33 Empfohlene Zitierweise: Klaus Dicke, Rezension zu: Agnes Heller: Ist die Moderne lebensfähig? Frankfurt a. M./New York: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/490-ist-die-moderne-lebensfaehig_258, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 258 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA