Der in Tel Aviv geborene Militärhistoriker Arazi kann für sich beanspruchen, die erste Biographie über Itzhak Rabin nach dessen Ermordung im November 1995 vorgelegt zu haben. Das gut lesbare Buch - innerhalb weniger Monate in zweiter Auflage erschienen - nähert sich der schillernden Figur Rabins auf zweierlei Weise: Zum einen bemüht es sich um ein Psychogramm des als verschlossen geltenden Generals und Politikers, zum anderen stellt es ihn als einen in vielerlei Hinsicht typischen Vertreter der in Palästina aufgewachsenen Zionisten und Palmach-Aktivisten vor, aus denen sich die zweite Generation israelischer Politiker rekrutiert hat. Während es Arazi in einzelnen Kapiteln gelingt, beide Zugänge zu einem faszinierenden Porträt des "Helden von Krieg und Frieden" zu verknüpfen, werden die politischen Hintergründe von Rabins Leben oftmals nur unzureichend ausgeleuchtet. Arazis plastische Darstellungsweise bewahrt ihn zwar vor einer verklärenden Sichtweise des zweimaligen Ministerpräsidenten, nicht aber vor einer psychologisierenden Betrachtung und einigen unzulässigen Vereinfachungen. Die Darstellung gewinnt immer dann, wenn hinter den das Leben des Nobelpreisträgers prägenden Kontrasten (Rabin als Krieger und Friedensstifter, als Sohn der Gründergeneration und als Vater der israelischen Jugend etc.) auch die Kontinuitäten seines politischen (wie militärischen) Denkens und Handelns sichtbar werden. Der von ihm beschrittene Weg von einem "Zionism of acreage" zu einem "Zionism of quality" (in den Termini Harkabis) steht in der Tradition eines aufgeklärten Zionismus, der seine konkreten Ziele an den Gegebenheiten orientiert, statt sich an überkommene Ideologie zu klammern. Nicht zuletzt daran wird die Politik der neuen Likud-geführten Regierung zu messen sein.