/ 12.06.2013
Franz-Olivier Giesbert
Jacques Chirac. Tragödie eines Mannes und Krise eines Landes. Aus dem Französischen von Angelika Hildebrandt, Heiner Must, Barbara Sperling und Ulrike Thiesmeyer
München/Düsseldorf: Econ 2006; 399 S.; kart., 17,95 €; ISBN 978-3-430-30014-8Die Ära Chirac, eines Urgesteins der V. französischen Republik (Ausbildung an der ENA, in den 60er-Jahren Mitarbeiter des Staatspräsidenten Pompidou, Minister, zwei Mal Ministerpräsident unter Giscard d’Estaing und Mitterrand, Bürgermeister von Paris, seit 1995 Staatspräsident der französischen Republik) geht zu Ende. Der Autor, Direktor bei Le Point, der ursprünglich dem Präsidenten eher zugeneigt war, legt den Abgesang dieser Ära vor. Mit zunehmendem Alter sei Chirac zur Inkarnation des Abstiegs Frankreichs und der Tyrannei des Status quo geworden. Giesbert schildert die Tragödie eines Mannes auch als die Krise eines Landes, so schon der Untertitel. Aber das Buch ist auch ein Beleg für die Krise des politischen Journalismus, denn darin werden minutiös die Intrigen und Eifersüchteleien, die Kabalen am Hofe und in der Provinz geschildert. Und die Politik wird auf diese Machtspiele reduziert. Aber vielleicht ist Politik nicht mehr. Falls es in Frankreich noch andere Probleme geben sollte, werden sie ausgeblendet. Der deutsche Leser muss sich in der französischen Politik schon gut auskennen, sonst wird ihm bei der Größe des spielenden Ensembles ganz schwindlig.
Heinz-Werner Höffken (HÖ)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.1 | 2.61
Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Franz-Olivier Giesbert: Jacques Chirac. München/Düsseldorf: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14344-jacques-chirac_30949, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 30949
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
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