/ 21.06.2013
Heinrich Küppers
Johannes Hoffmann (1890-1967) Biographie eines Deutschen
Düsseldorf: Droste Verlag 2008 (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 54); 603 S.; geb., 50,- €; ISBN 978-3-7700-1905-2Er war die tragische Figur der Saar-Politik, und noch immer wird über seine Rolle als Regierungschef und Staatsmann heftig diskutiert: Johannes Hoffmann (1890-1967), genannt „Joho“, spaltete nach dem 2. Weltkrieg das kleine Land an der Grenze zu Frankreich. Der Emigrant war in der Weimarer Republik zu einem dezidierten Gegner des Nationalsozialismus geworden und pflegte als Journalist und Politiker einen ausgeprägt konservativen Katholizismus. Hoffmann musste über Luxemburg und Frankreich nach Brasilien ins Exil gehen und wurde nach seiner Rückkehr erster Ministerpräsident an der Saar (1947-1955) – von Frankreichs Gnaden. „Das Ziel war Europa“, schreibt er später in seinen Erinnerungen. Das Nationale wollte er mit seiner Christlichen Volkspartei überwinden und einen kleinen Modellstaat europäischer Prägung etablieren. Doch in der Tagespolitik scheiterte er, wie Küppers schreibt. Der Verfechter einer Autonomie des Saarlandes galt als Statthalter Frankreichs, das nicht sehr klug an der Saar agierte. Auch Hoffmann machte schwere Fehler. Die repressiven Methoden seiner Regierung, die kleinkarierte Kulturpolitik und eine mächtige Opposition ließen ihn an den Realitäten scheitern. „Der Dicke muss weg“ (465), plakatierten seine Gegner. Darunter waren mächtige Industrielle wie Röchling, die sogar mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit kokettierten und Volkszorn-Rituale inszenierten. Dass Küppers bei der Buch-Vorstellung schon mit dem Untertitel „Biographie eines Deutschen“ für Diskussionen sorgte, lässt ahnen, welche Emotionen der Name Hoffmann bei älteren Saarländern immer noch auslöst. In seinen letzten Lebensjahren hat „Joho“ die Aussöhnung mit seinen ehemaligen Gegnern gesucht, vor allem mit der CDU. Seit einigen Jahren revidiert nicht nur die Forschung, sondern auch die saarländische Politik das Hoffmann-Bild, der zunehmend als großer Saarländer und Europäer wahrgenommen wird. „Eine Person, die in der Geschichte größere Spuren hinterlassen hat“ (16), sei Hoffmann gewesen, schreibt Küppers in der ersten großen, objektiven Hoffmann-Biografie.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 2.3 | 2.31 | 2.325
Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Heinrich Küppers: Johannes Hoffmann (1890-1967) Düsseldorf: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29853-johannes-hoffmann-1890-1967_35369, veröffentlicht am 10.02.2009.
Buch-Nr.: 35369
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
CC-BY-NC-SA