Magisterarbeit Gießen; Gutachter: B. Holland-Cunz, K. Fritzsche. – Obgleich der gemeinsam von John Stuart Mill und Harriet Taylor Mill verfasste Essay über „Die Hörigkeit der Frau“ die emanzipatorische Bewegung der westlichen Welt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges nachhaltig beeinflusste, gehörten das Zusammenleben und die Zusammenarbeit der beiden zu den unerträglichen Tatsachen, mit denen weder die Zeitgenossen noch die nachfolgenden Generationen wirklich umzugehen wussten. Nicht zuletzt deshalb wurde Taylor Mills Beteiligung an den bahnbrechenden Schriften, die ausschließlich unter dem Namen ihres Mannes veröffentlicht wurden, ignoriert, angezweifelt oder herabgewürdigt. Es verwundert ebenso kaum, dass nur wenig von der Autorin und dem Autor selbst über die gemeinsame Zusammenarbeit überliefert ist bzw. bewusst weitergegeben wurde: „Vielleicht ahnten sie tatsächlich, dass das 19. Jahrhundert nicht mit der Tatsache umgehen konnte, dass einer seiner bedeutendsten Denker einen großen Teil der ihm zugeschriebenen Werke nicht allein verfasst hatte und dass es sich bei dem Mitautor auch noch um eine Frau handelte.“ (13) Narewski macht sich mit seiner Arbeit genau auf die Spurensuche. Er konzentriert sich auf die Darstellung des gemeinsamen Werkes, angefangen von der persönlichen Entwicklung, über den Beginn und Verlauf dieser eigenwilligen Beziehung bis hin zur Zusammenarbeit am politischen Werk. Am Schluss seiner Arbeit präsentiert Narewski sieben Thesen, die – alle nicht belegt und hypothetisch – erklären könnten, warum es zu dem gesellschaftlichen Vergessen von Taylor Mill und dem Verleugnen ihrer gemeinsam mit Mill ausgeübten Autorenschaft kam. Insgesamt ist Narewski damit ein leicht wie interessant zu lesendes Buch über eines der ungewöhnlichsten Philosophenpaare des 19. Jahrhundert gelungen.