Der langjährige Chefredakteur des Handelsblattes und jetzige Geschäftsführer des Hoffmann und Campe Verlags Bernd Ziesemer sieht die Zeit für eine Neuinterpretation des Denkens und Wirkens von Karl Marx gekommen. Dieses möchte er befördern, indem er zuerst einen am Lebenslauf orientierten Überblick über das Leben des Philosophen, Revolutionärs und Ökonomen gibt. Anschließend wird auf die Entstehung einzelner Schriften – vornehmlich des „Kapitals“ – eingegangen und ein Schnelldurchgang über deren „Wirkung“ (160) in den letzten 150 Jahren gegeben. Wer jetzt bereits den Eindruck hat, der Autor könnte sich angesichts des vergleichbar schmalen Bandes von 225 Seiten überhoben haben, muss nur einen Bruchteil der Seiten gelesen haben, um sich hier bestätigt zu finden. Auf Quellennachweise und wissenschaftliches Arbeiten verzichtet der Autor ohnehin weitgehend und macht uns dafür hinlänglich mit seiner verqueren Geschichtsauffassung vertraut. „Die unheilvolle Idee, die Arbeiterbewegung könne durch ‚prinzipienfeste’ Spaltungen stärker werden, gehörte zu den schlimmsten Verwirrungen des Marxismus. Sie machte den Nationalsozialismus in den dreißiger Jahren erst möglich.“ (80) Von „Karl Marx für jedermann“, so der Titel, kann somit kaum die Rede sein. Wer Marx’ Werke kennt, kann auf solche Stilblüten getrost verzichten und wer diese nicht kennt, ist mit solider Sekundärliteratur von Euchner, Fetscher oder Reheis (siehe auch Buch-Nr. 40448) besser bedient.