Der Quellenband dokumentiert das wechselvolle Verhältnis des Katholizismus zum Wirtschaftsliberalismus; ein Verhältnis, das bei allem Wandel durchgängig geprägt war von der Sorge, kapitalistisches Gewinnstreben könne mit seiner Triebkraft Individualegoismus das Gemeinwohl nachhaltig beschädigen. Nach Auffassung des Herausgebers rührt die Gegnerschaft des katholischen Denkens gegen die liberale Position aus jener Zeit her, als sich mit Realismus und Nominalismus zwei Denkformen gegenüberstanden, die das Maß für den Menschen objektiv oder subjektiv bestimmten. Die Gegnerschaft relativierte sich später angesichts des gemeinsamen Interesses, die Ansprüche des absolutistischen Staates abzuwehren. Eine Wiederbelebung fand die Gegnerschaft aber, als die sozialen Auswüchse des "Paläoliberalismus" (15) sichtbar wurden und Repräsentanten des deutschen Katholizismus auf die antichristliche Tendenz eines sozial rücksichtslosen Erwerbsstrebens hinwiesen. Der erste Teil der Sammlung stellt Dokumente aus diesem Zusammenhang vor. Im zweiten Teil ist die Auseinandersetzung des Katholizismus mit dem "Neoliberalismus" (97) dokumentiert. Der Wandel des Manchestertums zur sozialen Marktwirtschaft veränderte auch das katholische Urteil über eine Wettbewerbsordnung, der immerhin "die Lösung weltweiter Versorgungs- und Austauschprobleme" (97) sehr viel eher zuzutrauen war als jeder anderen Form des Wirtschaftens. Doch die mahnende Erinnerung an die soziale Verpflichtung, die aus Eigentum erwächst, blieb - die zahlreichen interessanten, wenn auch leider sehr stark gekürzten Texte, zu denen übrigens kein einziger kirchenamtlicher zählt, legen davon beredt Zeugnis ab.