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/ 13.03.2014
Matthias Drobinski

Kirche, Macht und Geld

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2013; 255 S.; geb., 19,99 €; ISBN 978-3-579-06595-3
Der Journalist und Theologe Matthias Drobinski meint, dass das deutsche „Staat‑Kirche‑Verhältnis sich ändern muss, wenn es eine Zukunft haben will“ (10). Zur Untermauerung seiner These betrachtet er das Verhältnis von Kirche und Staat von Beginn an. Schon die frühe, wachsende Christengemeinde stand seiner Meinung nach vor dem Problem: „Wie soll sie mit den Reichen und ihrem Reichtum umgehen, wie mit ihrer gesellschaftlichen Position, wo doch Jesus die Armut predigte und die Distanz zur weltlichen Macht? Die christlichen Kirchen haben das Problem bis heute nicht gelöst.“ (17) Knapp und übersichtlich stellt der Autor die wichtigsten historischen Ereignisse dar, geht etwa darauf ein, in welchem Zusammenhang das deutsche Modell, das „weltweit einzigartige Modell der ‚hinkenden Trennung‘ von Kirche und Staat“ (31), entstanden ist und welche Einflüsse die Kirchen bei der Formulierung des Grundgesetzes 1949 ausübten. „Staat und Kirche sind getrennt im Gesetz, doch Partner in der Praxis“ (45), stellt er fest und bekundet mehrfach sein Erstaunen über die fehlende Kritik an dieser Partnerschaft und die daraus resultierende jahrzehntelange Stabilität des Staat‑Kirche‑Verhältnisses. Doch seit der deutsch‑deutschen Wiedervereinigung seien schleichende Veränderungen zu bemerken, die über die Folgen des Mitgliederschwundes in den Kirchen hinausgingen. Drobinski stellt an dieser Stelle die Fragen, die die christlichen Kirchen sich selbst stellen sollten: „Wann aber werden, wenn es weniger Gläubige, weniger Geld und weniger Macht gibt, die Schuhe zu groß, in denen die Kirchen stehen? […] Wie nah, wie fern müssen und dürfen die Kirchen dem Staat sein? Wie viel Reichtum tut ihnen gut, welche Form der Machtausübung korrumpiert ihren Auftrag?“ (50 f.) So setzt er sich auch mit dem Finanzierungssystem aus Steuern, Staatsleistungen, staatlichen Zuschüssen, Spenden und Vermögen auseinander. Kritisch betrachtet er die aus den Kirchensteuern resultierende Maxime „Wer glaubt, muss auch zahlen“ (54 ff.), die fehlende Transparenz und die Glaubwürdigkeit des Handelns; besonders die letztgenannten Punkte sind dem Limburger Bischof Tebartz‑van Elst zum Verhängnis geworden. Der Autor problematisiert das deutsche Verhältnis von Staat und Kirche, ohne jedoch die Institution Kirche gänzlich zu verurteilen. Immerhin biete sie, „in all ihren Widersprüchlichkeiten“ (151), Sinn und Orientierung.
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.352.343 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Matthias Drobinski: Kirche, Macht und Geld Gütersloh: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36849-kirche-macht-und-geld_45088, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45088 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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