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/ 18.06.2013
Michael Ley

Kleine Geschichte des Antisemitismus

München: Wilhelm Fink Verlag 2003 (Uni-Taschenbücher 2408 [ISBN: 3-8252-2408-2]); 164 S.; 11,90 €; ISBN 3-7705-3801-3
Der „religiöse Judenhaß ist ein integraler Bestandteil der Geschichte des christlichen Okzidents" (7), schreibt der Sozialwissenschaftler Ley. Mit der Integration in die philosophisch-politische Sphäre habe sich der theologische Antijudaismus „zur schrecklichsten politischen Ideologie moderner Totalitarismen" (9) entwickelt. Seine Analyse überschneidet sich mit seinem 2002 erschienenen Buch „Holocaust als Menschenopfer" (siehe ZPol 3/03: 1.408). Die „Kleine Geschichte des Antisemitismus" greift die Argumentation wieder auf, belegt aber ausführlicher, dass der moderne Antisemitismus mit den Äußerungen Luthers begann, in die Aufklärung übernommen und in der Romantik verschärft wurde. Interessant ist auch Leys Darstellung des Antisemitismus in der Sowjetunion. Der Bolschewismus ist demnach ebenso wie der Nationalsozialismus in seinen Heilsvorstellungen ein Rückfall in die vormoderne Zeit gewesen, Morde und Genozide totalitärer Herrschaft können „in vielen Fällen als Opfer im Sinne von religiösen Riten interpretiert werden" (156). Ein Ende des Antijudaismus sieht Ley mit dem Ende der Moderne: Würden Nationalstaatsidee und politische Religionen überwunden, verliere die politische Gnosis ihre Grundlage. „Die Zukunftsaussichten der Zivilisationen können realistisch nur noch auf postreligiösen und nach-utopischen Prämissen diskutiert werden" (150). Inhalt: II. Über das Opfer als anthropologische Dimension der Religionen; III. Die gnostischen Mythologien und der jüdische Demiurg; IV. Das paulinische Christentum und die Wiederkehr der Opfertheologie; V. Mittelalterliche Endzeiterwartungen; VI. Der Prophet der Vernichtung: Martin Luther; VII. Die Aufklärung als religiöses Missverständnis; VIII. Die Romantik als antimoderne Utopie; IX. Die Geburt des modernen Antisemitismus im Geist des Nationalismus; X. Die Apokalypse im nationalsozialistischen Deutschland; XI. Totalitärer Sowjetkommunismus und Antisemitismus; XII. Nachmoderne und Antisemitismus; XIII. Nachwort: Moderne und Genozid.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.232.3125.432.62 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Michael Ley: Kleine Geschichte des Antisemitismus München: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18739-kleine-geschichte-des-antisemitismus_21740, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21740 Rezension drucken
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