Inhaltlich an seine zu Beginn der neunziger Jahre erschienene umfangreiche Politische Ethik anknüpfend präsentiert Sutor mit dem anzuzeigenden Büchlein eine durchweg gelungene Einführung in die Probleme des Verhältnisses von Moral und Politik. Neben der Klärung von Grundbegriffen der Politik und der Ethik (politics, polity, policy, Gewissen, Gemeinwohl, Frieden, Freiheit etc.), der Diskussion des Begründungsproblems und verschiedener Dimensionen politischer Ethik steht die Auseinandersetzung mit den aus der zeitgenössischen Debatte vertrauten Themen. Diskutiert werden Fragen nach der Gerechtigkeit ebenso wie Probleme des Wertewandels, der Grundwerte oder des Gemeinsinns, und auf die politischen Tugenden wird ebenso eingegangen wie auf die Ethik internationaler Beziehungen. Auf diese Weise wird dem Leser ein Einblick in die gegenwärtige politikphilosophische Diskussion vermittelt, der trotz des geringen Umfangs des Büchleins sehr differenziert ist. Sutors Arbeit gewinnt vor allem dadurch, daß sie nicht nur an den gegenwärtigen Ethikdiskurs anknüpft, sondern aus dem gesamten Fundus der christlich-abendländischen Tradition schöpft. Das führt zum einen dazu, daß die Studie frei bleibt von einem bei manch anderen Autoren beobachtbaren Mangel, nämlich dem einer verkürzten Anthropologie. Zum anderen führt es zu Sutors Verzicht auf die Präsentation großartiger Antworten. Er beschränkt sich statt dessen auf begriffliche und sachliche Aufklärung. Genau damit aber gelingt es ihm, beim Leser ein Verständnis für die Komplexität der Probleme zu schaffen und ihn so vor den Unangemessenheiten bloßen politischen Moralisierens zu warnen.