Das Studium der Friedens- und Konfliktforschung ist in Deutschland trotz vieler aktueller Entwicklungen noch immer nur sehr eingeschränkt möglich. Daher mangelt es auch an einführender Literatur. Der nunmehr zweite Band der auf drei Bände konzipierten Reihe "Friedens- und Konfliktforschung" ist ebenso wie der erste aus dem neu konzipierten Studiengang Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Marburg hervorgegangen und soll hier Abhilfe schaffen. In diesem zweiten Band gibt Bonacker einen ausreichend breiten und durch ausgewählte Texte namhafter Autoren aus vier Jahrhunderten auch gut vertiefbaren Überblick über die gängigen sozialwissenschaftlichen Theorieansätze zum Begriff der Konflikttheorien. Schwerpunkt bilden die zwischen gesellschaftlichen Gruppen, aber auch Staaten auftretenden Konflikte und ihre Makroursachen. Dabei reicht das Spektrum von den frühen Erklärungsansätzen der politischen Philosophie Hobbes' über die Marxschen Themen ökonomisch determinierter gesellschaftlicher Konflikte bis hin zu modernen Theorien nach Simmel und Cosers, wonach Konflikte unvermeidbar und konstitutiv für sozialen Wandel sind. Ergänzt werden diese Ansätze durch einen Abschnitt zu den psychologischen und anthropologischen Aspekten menschlicher Aggressionen und Konflikte nach Freud, Adorno und Marcuse, Darwin, Spencer und Konrad Lorenz. Spiel- und Entscheidungstheorie werden neben moderner Systemtheorie ebenfalls abgehandelt. Zwar können diese sehr breit angelegten Ausführungen nicht in die gewünschte und auch nötige Tiefe eindringen, weswegen manche Kapitel arg summarisch geraten, doch ist dies bei einführenden Werken in der Regel nicht zu vermeiden. Die zum Weiterstudium angeführte Literatur zu jedem Abschnitt ist gut ausgewählt und für Vertiefungen geeignet. Inhaltsübersicht: I. Einführung in sozialwissenschaftliche Konflikttheorien: 1. Einleitung; 2. Der Diskurs der politischen Philosophie; 3. Der Diskurs der politischen Ökonomie; 4. Der anthropologische Diskurs über Aggression; 5. Der soziologische Konfliktdiskurs; 6. Der feministische Diskurs und der Geschlechterkonflikt; 7. Theorien internationaler Konflikte; 8. Analytische Konflikttheorien: Entscheidungstheorie, Spieltheorie und Systemtheorie (Anatol Rapaport und Karl W. Deutsch); 9. Soziale Konflikte in neueren gesellschaftstheoretischen Diskursen: Kritische Theorie und Systemtheorie. II. Ausgewählte Texte (zu den Kapiteln 1-9).