Politikwiss. Diss. Hamburg. - Hat die Politikwissenschaft die Herausforderung der Systemtheorie wirklich angenommen? Der Autor ist sehr skeptisch: Der politikwissenschaftliche Mainstream folge, gleichsam zur Vermeidung methodologischer Selbstreflexion, einem naivem Empirismus und die politische Theorie im engeren Sinn habe sich bisher gegenüber konstruktivistischen Ansätzen als wenig innovationsfreudig gezeigt. Überzeugt davon, dass alle „alteuropäischen“ - ob im Medium der Theorie oder dem alltagspraktischer Diskurse vorgetragenen - Ansprüche an Politik als gesellschaftsgestaltender Sphäre im Zuge einer „postheroischen“ Entzauberung obsolet geworden seien, möchte der Autor das systemtheoretische Denken für politische Philosophie fruchtbar machen. Durchaus kritisch gegenüber Luhmanns eng geschnittener („dezisionistischer“) Definition des Politischen (Herstellung kollektiv bindender Entscheidungen), formuliert Wefer als zentrale (und sehr anregende) These, dass die ordnungsbildende „Funktion einer postheorischen Politik im Management politischer Dissense liegt“. Allein das politische Teilsystem sei also in der Lage, „Dissense in bezug auf ein stets kontingentes Gemeinwohl zu erzeugen, abzuarbeiten und zu reproduzieren“ (13). Diese These entwickelt der Autor - nach einer Rekapitulation postmoderner Einwände gegen normative Theorieansätze im Bereich des Politischen - sowohl an der Folie demokratietheoretischer Positionen wie in Abgrenzung von neueren Modellen einer Vergesellschaftung von Politik (Giddens; Beck; Greven). Den Band beschließt ein nuanciertes Plädoyer für das Modell einer sich ausdrücklich auf Kontingenz und Dissens einstellenden selbstbegrenzten Politik.