Butler wirft vor dem Hintergrund der jüngeren Kriege in Afghanistan und im Irak die Frage nach der globalen Verantwortung des Einzelnen auf. Ihr Plädoyer für eine kosmopolitische Bürgerschaft stützt sich auf die Einsicht, dass wir auch an Fremde existenziell gebunden sind. Die Autorin entwickelt diese These unter Rekurs auf ihre performative Ontologie des Körpers: Danach ist „Verantwortung nicht nur auf den Wert dieses oder jenen Lebens zu beziehen oder auf die abstrakte Frage des Überlebens als solchem, sondern auf die sozialen Lebensbedingungen“ (13). Die politische Inszenierung des Krieges und dessen mediale Repräsentation beschränke jedoch unsere Fähigkeit der Empathie und führe zu einer „selbstgerechte[n] Kälte“ (37). Butlers Argumentation hat zwei Stoßrichtungen. Sie wendet sich einerseits gegen die den Krieg in moralischen Kategorien rechtfertigende politische Ideologie, die zwischen wertem und unwertem Leben unterscheide und so das Leiden der anderen als inkommensurabel darstelle. Andererseits polemisiert sie unter Rekurs auf Susan Sontags Thesen zur Fotografie gegen die journalistische Praxis eines regierungstreuen „embedded journalism“, in dessen Bildberichterstattung die kriegsrechtfertigende Ideologie wie der „Rahmen eines Bildes“ (56) eingelassen sei. Mit ihrem Essay verfolgt sie den Zweck, „den außerordentlich wirksamen Rahmen zu thematisieren, den Journalisten und Fotografen, die sich den Unternehmungen des Krieges angeschlossen haben, zustimmend und eifrig übernehmen“ (67).