Der Religionskritiker Bauer gehört zwar nicht zu den bekanntesten politischen Autoren des 19. Jahrhunderts, jedoch können seine intellektuelle Biografie und seine Schriften als Indikator des deutschen politischen Denkens begriffen werden. Weil sich seine politische Position nach der gescheiterten 1848er Revolution maßgeblich geändert hat – so ließe sich ein junghegelianischer Republikanimus einem späteren Konservatismus gegenüberstellen –, versucht Tomba, Biographie und theoretische Reflexion einheitlich darzustellen. Der Titel des Buches umreißt auch dessen These: Bauer betrieb in Hegel’scher Tradition Kritik nicht zur Verbesserung der Gegenwart. Stattdessen sollte die Kritik die Kategorien, die die Epoche unzureichend beschreiben, auflösen und damit die Krise verschärfen und letztlich aufheben. Mit diesem bereits vor 1848 entwickelten Negativismus befindet sich Bauer in einer prononcierten Position, die nach 1848 das Fortschrittsdenken suspendieren und sich der Kritik des Nivellements hingeben konnte. Von Bauers Religionskritik ausgehend zeichnet Tomba die Grundlinien der Politischen Theologie Bauers nach, beschreibt dessen Haltung gegenüber den anderen Junghegelianern, referiert seine Auseinandersetzung mit der Judenfrage und stellt sein politisches Konzept nach 1848 vor. Es ist der Selbstkritik des Autors Recht zu geben, dass diese Phase im Buch zu wenig Beachtung erfährt. Dass sich wesentliche Eckpfeiler von Bauers politischer Anschauung – etwa sein zunehmender Antisemitismus – ändern und in welche Richtung diese sich verwandeln, bleibt leider nur vage angedeutet.