/ 03.06.2013
Wolfram Stender
Kritik und Vernunft. Studien zu Horkheimer, Habermas und Freud
Lüneburg: zu Klampen Verlag 1996 (Kritische Studien 10); 401 S.; 68,- DM; ISBN 3-924245-55-XDiss. Fakultät für Geistes- und Sozialwiss. der Universität Hannover. - Die Erkenntnis der Entstehungsbedingungen des Ideologischen, worunter der Autor - in bewußter Abgrenzung zum Ideologiebegriff - die sich im Rassismus, Sexismus etc. äußernden "Zerfallsprodukte einer mißglückten Entideologisierung" (282) versteht, ist das Anliegen der Studie. Zwei theoretische Konzeptionen werden hinsichtlich ihres Erklärungsgehalts zur Analyse des Ideologischen untersucht: Die Kritische Theorie Max Horkheimers und der "Frankfurter Pragmatismus" (282) von Jürgen Habermas. Beide Vertreter, denen in ihrer kritischen Auseinandersetzung mit dem Ideologiebegriff die Orientierung an den Schlüsselbegriffen der Aufklärung, Kritik und Vernunft, gemeinsam ist, unterscheiden sich, so die Grundthese des Autors, in ihrer inhaltlichen als auch methodischen Betrachtungsweise des Ideologischen: Während Horkheimers politische Psychologie den Übergang "[v]on der Kritik der Ideologie zur Kritik des Ideologischen" (14 ff.) vollziehen kann, wandelt sich Habermas Ansatz "[v]on der Kritik der Ideologie zur normativen Theorie der Kritik" (130 ff.) und bleibt aufgrund ihrer Absage an die psychoanalytischen Grundlagen der Kritischen Theorie unfruchtbar.
Inhaltsübersicht: Erster Teil: Gesellschaft und Unbewußtes. Von der Kritik der Ideologie zur Kritik des Ideologischen: I. Rückkehr nicht möglich! Kritische Theorie vor Auschwitz; II. Geschichte und Ressentimentbewegung. Zur gesellschaftlichen Produktion menschlicher Grausamkeit; III. Die faschistische Ausbeutung des unterdrückten mimetischen Triebs als Destruktivkraft. Zum Strukturwandel der Ideologiebildung. Zweiter Teil: Sprache und Gesellschaft. Von der Kritik der Ideologie zur normativen Theorie der Kritik: IV. Kritische Theorie als Reflexionswissenschaft. Das "Freud-Modell" der ersten Revisionsphase; V. Das kommunikative Unbewußte und die endgültige Verdrängung des Unbewußten. Das "Piaget-Modell" der zweiten Revisionsphase; Schluß. Kritik und Vernunft.
Oliver Lembcke (OL)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.4 | 2.23 | 2.24
Empfohlene Zitierweise: Oliver Lembcke, Rezension zu: Wolfram Stender: Kritik und Vernunft. Lüneburg: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2225-kritik-und-vernunft_2708, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 2708
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Dr., Politikwissenschaftler.
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