In diesem Band stehen aktuelle Entwicklungen in Lateinamerika im Mittelpunkt, wobei insgesamt inhaltlich wenig Neues präsentiert wird. In einigen Beiträgen ist zudem der erhobene Zeigefinger herauszulesen, etwa in „George W. Bush und Lateinamerika“ der beiden SPD-Politiker Nils Annen und Lothar Mark: „Der Kleinkrieg zwischen den USA und Venezuela führte in eine Sackgasse und deshalb sollte auf die veränderte politische Landschaft mit einem Dialog, der Venezuela und Kuba einschließt, reagiert werden.“ (198) Weitere Themen sind die Beziehungen Lateinamerikas zu Deutschland und China, Fragen der regionalen Integration sowie einzelne wirtschafts-, sicherheits- und energiepolitische Probleme. Auffällig ist, dass ein gesonderter Beitrag über die Drogenproblematik fehlt. Angesprochen wird diese allerdings in der Analyse des ehemaligen ecuadorianischen Präsidenten Rodrigo Borja Cevallos. Er plädiert für eine Legalisierung von Haschisch, da das Verbot angesichts der dadurch ausgelösten Korruption und Gewalt nicht zu vertreten sei. Unbeantwortet bleibt allerdings die viel wichtigere Frage nach dem Umgang mit der Koka-Pflanze. Borja Cevallos weist aber darauf hin, dass die Vernichtung von Anbauflächen die Erschließung von Kompensationsflächen in Nachbarländern zur Folge hat. Insgesamt bietet er mit seinem Beitrag aber auch einen guten allgemeinen Überblick einschließlich einer politisch linken Interpretation von „Licht und Schatten“ (31) der aktuellen Entwicklungen. Nach einer Abrechnung mit der gescheiterten, die soziale Ungleichheit verschärfenden neoliberalen Wirtschaftspolitik schildert er auch Probleme wie den unzureichenden Zugang Lateinamerikas zu den neuen Informationstechnologien. Dieser digitale Mangel, so seine Warnung, könne den wirtschaftlichen Rückstand dieser Länder noch verschärfen.