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/ 16.07.2015
Eun-Jeung Lee / Hannes B. Mosler (Hrsg.)

Lost and Found in Translation. Circulating Ideas of Policy and Legal Decision Processes in Korea and Germany

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015 (Research on Korea 2); 164 S.; 42,95 €; ISBN 978-3-631-64908-4
Das Verständnis von Politik wird durch die Systematik der Sprache geprägt, wie wir seit Ludwig Wittgenstein und Ernst Cassirer wissen. Hieran denkt man unwillkürlich, wenn man den Titel des Sammelbandes auf den Inhalt der Beiträge bezieht: Die Politische Diskursanalyse ist ein gängiger Weg, um politischen Inhalten nachzuspüren. Was aber passiert, wenn man diesen Ansatz für die Vergleichende Politikwissenschaft erschließt, zeigt exemplarisch dieser Band. Ausgangspunkt ist das Phänomen, dass diverse Akteure in unterschiedlichen (Sach‑)Zusammenhängen an verschiedenen Interpretationen von ein und demselben (politischen) Gegenstand arbeiten können. Gefragt wird nun nach einer wechselseitigen Einflussnahme, wenn politische Inhalte transferiert oder durch Politiklernen verinnerlicht werden. In diesem Band wird dabei auf die (kulturellen) Unterschiede zwischen Deutschland und Südkorea und darauf verwiesen, dass sich dennoch vergleichbare sozial‑ bzw. wohlfahrtsstaatliche Ansätze entwickelt haben. Beide Seiten sprechen von einem Wohlfahrtsstaat, der aus einer je eigenständigen Genese – für Deutschland ist die soziale Marktwirtschaft prägend, für Korea das Sunglihak – resultiert. Welche Perspektive haben Versuche, die beiden Vorstellungswelten über die Staats‑ und Kulturgrenzen hinweg für einen wechselseitigen Diskurs zu öffnen? Eun‑Jeung Lee, Direktorin des Instituts für Korea‑Studien an der FU Berlin, und Hannes B. Mosler, derzeit Juniorprofessor ebenda, präsentieren die Beiträge einer Konferenz vom März 2012, auf der diese Frage relativ weit gefasst wurde. Lee lenkt in ihrem als Einleitung konzipierten Beitrag die Aufmerksamkeit auf die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Korea (Teilungserfahrung etc.), die sie als Wegbereiter einer regen wechselseitig befruchtenden Diskurskultur und eines weitreichenden Wissenstransfers zwischen den beiden Staaten sieht. Dieser Prozess relativiert nicht nur die bestehenden Differenzen in Tradition, Institutionen und Kultur, sondern ist in sich konsistent, da er hilft, die deutschen Erfahrungswerte (Wiedervereinigung etc.) in Südkorea zu adaptieren. Dieses Politiklernen, so wird etwa im Beitrag von Myong Joon Park deutlich, ist ein komplexer Prozess, da die Erkenntnisse aus Deutschland nicht ohne Weiteres übertragbar sind, sondern sorgfältig geprüft werden müssen. Park veranschaulicht das anhand der südkoreanischen Parteien. Angesichts der großen (sozialpolitischen) Aufgaben, vor denen Seoul in den kommenden Jahren steht, überzeugt der Band und macht neugierig auf mehr.
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Rubrizierung: 2.12.682.212.612.3312.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Eun-Jeung Lee / Hannes B. Mosler (Hrsg.): Lost and Found in Translation. Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38646-lost-and-found-in-translation_46961, veröffentlicht am 16.07.2015. Buch-Nr.: 46961 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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