Der Gut-Böse-Dualismus, der wieder in die Politik Einzug gehalten habe, und die verschiedenen Erscheinungsformen des religiösen Fundamentalismus seien Phänomene, die Feuerbach bereits mit „beispielhafter Gründlichkeit“ (8) untersucht habe. Dies mache ihn auch für den heutigen Leser interessant, meint der Journalist Grandt. Im Mittelpunkt dieser Studie stehen aber nicht nur Feuerbachs Auseinandersetzungen mit der Religion, sondern auch politische Aspekte. Feuerbachs Rolle als einer der intellektuellen Leitfiguren des Vormärz’ kommt allerdings etwas kurz. Dafür erzählt Grandt von den Kontakten Feuerbachs zu Marx und Engels vornehmlich aus der Perspektive der beiden Letztgenannten und damit aus der von Feuerbach-Kritikern. Auch in der Schilderung von Feuerbachs Entschluss, sich aus der Tagespolitik fernzuhalten, lässt Grandt Kritik mitschwingen. Gleichwohl stellt er Feuerbach als einen maßgeblichen Vordenker der kommunistischen Bewegung dar, der sich allerdings nicht von Marx vereinnahmen ließ und ein „liberale[s] Kommunismus-Verständnis“ (118) gehabt habe – spätestens an dieser Stelle müsste eigentlich die geistige Kluft zwischen Marx und Feuerbach deutlich sein. Der Autor aber plädiert für eine Symbiose der Ideen von Feuerbach und Marx, um so die Theorie der heutigen Linken neu zu unterfüttern. Grandt nutzt sein letztes Kapitel auch, um auf die heutigen konservativen Politiker zu schimpfen – angesichts der politischen Repressionen, die Feuerbach im 19. Jahrhundert erleben musste, eine unangemessene Verknüpfung mit dessen Ideen und Biografie.