/ 06.08.2015
Samuel Sieber
Macht und Medien. Zur Diskursanalyse des Politischen
Bielefeld: transcript Verlag 2014 (MedienAnalysen 16); 288 S.; 32,99 €; ISBN 978-3-8376-2879-1Phil.‑hist. Diss. Basel. – Es dürfte kaum strittig sein, dass mit den neuen Medien und digitalen Netzen erhebliche politische Implikationen verbunden sind. Strittig sind allerdings die ihnen zugeschriebenen Effekte: Auf der einen Seite werden transparenzfördernde Kommunikationen einer offenen Netzwerkgesellschaft hervorgehoben, auf der anderen Seite ubiquitäre Kontrollmöglichkeiten auf der Basis immer weiter verfeinerter individueller Datenbestände befürchtet. Der Autor setzt sich in der aktualisierten und leicht erweiterten Fassung seiner Dissertation mit Versprechen und Risiken digitaler Medien unter zwei Gesichtspunkten auseinander: Einerseits geht es ihm um die Frage, in welcher Weise die neuen Medien Wissensordnungen und damit politische Kräfteverhältnisse verändern, andererseits untersucht er, welche Konsequenzen sich daraus für das Politische (im Unterschied zur institutionalisierten Politik) ergeben. Konzeptionell beruht die Arbeit auf einer differenzierten Rekonstruktion der Diskurs‑ und Machtanalyse Foucaults, wobei durchgängig die Schriften von Deleuze, Derrida und Nancy als Interpretationsreferenzen dienen. Samuel Sieber entwickelt seine Interpretationen anhand von drei Schwerpunkten: dem Verhältnis von technologischen und diskursiven Strukturen der neuen Medien, den zwischen Macht und Widerstand changierenden Mediendispositiven und den immanenten Widersprüchlichkeiten gegenwärtiger medialer Politiken. Im resümierenden Ausblick unterstreicht Sieber seine Diagnose einer prinzipiellen Unregierbarkeit der Kommunikation. Weil das Politische der Medialität nicht anders als ein „konstitutiver Zwischenraum von Macht und Widerstand“ (257) gedacht werden könne, erweise sich Demokratie – mit Derrida – stets als „zu‑künftig [...] d. h. den sich rhizomatisch verformenden Netzen medialer Sag‑ und Sichtbarkeit im Feld der Macht‑ und Selbsttechnologien bereits innewohnend“ (265). Zweifellos dem Thema geschuldet bewegt sich diese Studie in Grenzgängen zwischen Kommunikations‑ und Sozialwissenschaften, wobei zuweilen die erste Perspektive überwiegt.
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Rubrizierung: 5.42 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Samuel Sieber: Macht und Medien. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38710-macht-und-medien_46774, veröffentlicht am 06.08.2015. Buch-Nr.: 46774 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA