Diss. Hamburg; Erstgutachter: K. Seßar. - Empirisches Kernstück der Untersuchung ist die U-Boot-Affäre der achtziger Jahre, aber der Erkenntnisanspruch geht weiter: "Im Vordergrund stehen die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, unter denen Machtmißbrauch definiert wird. Gefragt wird nicht, wer Macht in welcher Weise mißbraucht, sondern wie Definitionen des Machtmißbrauchs entstehen, sich öffentlich und politisch durchsetzen und wem sie nutzen. Aus dieser Sicht ist Machtmißbrauch nicht die Abweichung von einer gültigen Norm, sondern eine mit sozialen, politischen oder ökonomischen Interessen verknüpfte Zuschreibung. So steht der Diskurs des Machtmißbrauchs, hervorgegangen aus der Kritik an den Praktiken der Macht, nicht selten in deren Dienst." (12) In seiner an Foucault orientierten Machtanalyse will der Autor zeigen, daß in der Bundesrepublik inzwischen der Primat der Wirtschaft in der Politik herrsche, und daß dies von den Politikern auch unverblümt vertreten werde. Aufgabe einer sich kritisch verstehenden Kriminologie sei die Kritik dieser zynischen, funktionalistischen Vernunft. Inhaltsübersicht: I. Theoretische und historische Aspekte: 2. Politischer Machtmißbrauch - ein Problem der Kriminologie?; 3. Gesellschaftstheorie als Machtkritik; 4. Bürgerliche Machtkritik als Impuls der Moderne; 5. Machtkritik und der bürgerliche Diskurs des Machtmißbrauchs. II. Gegenwartsdiagnose am Beispiel der Rüstungsexportpolitik. Zur Kritik des politischen Diskurses: 6. Recht und Öffentlichkeit; 7. Fallstudie: Die Kieler U-Boot-Affäre; 8. Das Ethos des Primats der Wirtschaft; 9. Zusammenfassung und Ausblick: Der Vormarsch der zynischen Vernunft und das Dilemma der Ideologiekritik.