„Lateinamerika hatte noch vor Europa die erste Präsidentin, es gibt erfolgreiche und mächtige Unternehmerinnen und auch der erste Literaturnobelpreis für Lateinamerika ging an eine Frau“ (9), schreiben Barbara Potthast, Geschichtsprofessorin und Lateinamerikanistin, und Eva Karnofsky, Politologin und Journalistin. Anhand von 40 aufschlussreichen Porträts gänzlich unterschiedlicher Frauen erzählen sie, wie und auf welche Weise Frauen Herausragendes leisteten und leisten – im positiven wie negativen Sinne. Dabei liegt der Fokus auf den erlittenen Schwierigkeiten und der Nachhaltigkeit ihres Wirkens. Die Autorinnen greifen sich komplett unterschiedliche Charaktere heraus – von den Künstlerinnen Shakira und Frida Kahlo über die Politikerinnen Evita Perón und Dilma Rousseff hin zu den Kämpferinnen Vera Grabe und Tamara Bunke. Ein Kriterium bei der Auswahl war die öffentliche Bedeutung der Protagonistinnen, allerdings wird nicht an alle bedeutenden Frauen Lateinamerikas (posthum) angemessen erinnert. Eine weitere Eingrenzung ergab sich durch die Materiallage. So ist es beispielsweise nicht möglich, die bolivianische Freiheitskämpferin Juana Azurduy oder Encarnación Ezcurra, die Gattin des argentinischen Diktators de Rosas, ausführlich darzustellen. Dem Buch liegt trotzdem ein nicht zu verhehlender Optimismus der Autorinnen zugrunde, sie streichen viele positive Aspekte hervor. So seien die Frauen in Lateinamerika bereits um 1900 zu den staatlichen Universitäten zugelassen worden, deutlich bevor dies in Deutschland der Fall gewesen sei. Auch sei in lateinamerikanischen Parlamenten die Frauenquote durchschnittlich oftmals höher als in Europa, außerdem werden in Lateinamerika viele Großstädte von Frauen regiert. „Es scheint also, als seien hier die traditionellen Rollenbilder stärker ins Wanken gekommen als in Deutschland“ (17).