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/ 30.01.2014
Internationale Marx-Engels-Stiftung (Hrsg.)

Marx-Engels Jahrbuch 2011

Berlin: Akademie Verlag 2011; 263 S.; brosch., 39,80 €; ISBN 978-3-05-005642-5
Die von der internationalen Marx‑Engels‑Stiftung Amsterdam herausgegebenen Jahrbücher stellen eine der wichtigsten historisch‑kritischen Publikationen zur Beschäftigung mit wenig bekannten, noch nicht editierten und neu entdeckten Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels dar. In der Ausgabe des Jahres 2011 liegt der Schwerpunkt auf den Anknüpfungspunkten zur irischen Freiheitsbewegung und den deutsch‑irischen Beziehungen im 19. Jahrhundert. Seitens Karl Marx liegen hier nahezu keine eigenständigen Veröffentlichungen vor; die diesbezügliche Forschung konzentriert sich auf Friedrich Engels. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass trotz mehrerer Irland‑Reisen und zweier politisch aktiver irischer Lebensgefährtinnen Engels‘ und diverser Exzerpte keine längeren Veröffentlichungen zur irischen Frage existieren. In verschiedenen Aufsätzen des Sammelbandes wird plausibilisiert, dass im deutschen Vormärz eine breite Unterstützung für die gewaltfreie irische Freiheitsbewegung unter Daniel O’Connell bestand. Ebenso wurde hierin die Chance eines Initials für andere fortschrittliche Gruppen erkannt. Die Position Engels’ weicht hiervon insofern ab, als er O’Connell als Geldaristokraten ohne Verankerung im Volk verschmäht und die Iren als ungebändigte Wilde beschreibt. Regina Roth führt ihrerseits den Nachweis, dass dieser „frühe“ Engels in seiner Schrift „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ keine substanzielle empirische Untersuchung der von ihm negativ charakterisierten Iren vorgenommen, sondern von englischen Autoren kolportierte Stereotype übernommen hat. Spätestens ab 1850 und mit dem Zusammenleben mit Mary sowie später Lizzie Burns ändert sich Engels’ Position und ist von größerer Kenntnis und steigender Sympathie für den irischen Unabhängigkeitskampf gekennzeichnet. Gisela Mettele stellt diesen Einfluss ebenso wie die Eigenständigkeit des Denkens und Handelns der beiden Lebensgefährtinnen Engels‘ nachvollziehbar dar. So gelingt ihr und Seán McConville der Nachweis, dass die Position zur gewalttätigen Fenierbewegung innerhalb der Hausgemeinschaft keine einheitliche gewesen ist und zwischen Sympathie (Mary und Lizzie Burns) und Skepsis (Friedrich Engels) differierte. Letztlich bieten diese und die weiteren Aufsätze eine interessante und wissenschaftlich wichtige Ergänzung zu den genannten Schwerpunkten. Für einen weiteren Interessiertenkreis dürfte die Lektüre hingegen von geringer Bedeutung sein.
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Rubrizierung: 5.332.61 Empfohlene Zitierweise: Thorsten Schumacher, Rezension zu: Internationale Marx-Engels-Stiftung (Hrsg.): Marx-Engels Jahrbuch 2011 Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36655-marx-engels-jahrbuch-2011_42893, veröffentlicht am 30.01.2014. Buch-Nr.: 42893 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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