/ 22.06.2013
Bodo Klein / Michael Weller (Hrsg.)
Masterplan Gesundheitswesen 2020
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012; 225 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-6875-5In diesem Sammelband steht ein – vorsichtig formuliert – kontroverses Thema im Mittelpunkt: die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens. Dabei sind die Herausgeber, wie sie in ihrem Vorwort ausführen, von der Sorge getrieben, dass es seinen Status als immer noch eines der besten der Welt verlieren könnte, wenn auf dieser „Dauerbaustelle“ (7) nicht bis 2020 hinreichende Reformen umgesetzt werden. Wie diese aussehen könnten, versuchen die Autorinnen und Autoren, basierend auf einer Bestandsaufnahme, zu entwerfen. Aufgegriffen wird damit die Debatte über die rechtlichen, finanziellen und ethischen Aspekte von Gesundheit, die in einem sowohl parteipolitisch schwierigen als auch von Lobbyinteressen durchsetzten Umfeld geführt wird. Im einführenden Beitrag konturieren Niels Bandelow, Florian Eckert und Robin Rüsenberg das Politikfeld Gesundheit, indem sie im Wesentlichen die institutionelle Ebene analysieren. In den Beiträgen wird dann vor allem die Frage in den Blick genommen, inwieweit Gesundheit zu einem Geschäft werden darf. So schreibt Stefan Huster: „Das Unbehagen ist weit verbreitet, dass ökonomische Ziele und Handlungsorientierungen in immer mehr Lebensbereichen an Bedeutung gewinnen.“ (21) Und in der Tat scheint der Band hier ein – zumindest implizites – Kernanliegen gefunden zu haben, denn die Vorstellung, dass in der Gesundheitspolitik das Bedürfnis des Menschen als Patienten jedweden ökonomischen Interessen vorangestellt werden müsse, zieht sich wie ein roter Faden durch die Beiträge. Das wird etwa auch dann deutlich, wenn mehrere Autorinnen und Autoren auf der Notwendigkeit einer solidarischen Beitragsfinanzierung bestehen – und die Idee einer Pauschalabgabe verwerfen. Aber so sehr sie auch Position beziehen – die Herausgeber verharren in ihrem Schlusswort in einer neutralen (man könnte auch schärfer formulieren: farblosen) Moderatorenrolle. Neben der Option für eine Bürgerversicherung unter Einbeziehung aller Versicherten wird dabei auch die Einführung pauschaler Beiträge erneut auf das Tapet gehoben. Klein und Weller kritisieren und warnen in Richtung der politischen Parteien, dass der Wähler ein weiteres „vermeintlich oder tatsächlich planloses Verhalten“ (205), wie es bislang die Gesundheitspolitik ausgezeichnet habe, nicht länger tolerieren werde. Der strukturellen Reformunfähigkeit – und diese Kritik zielt dann auch in Richtung der Herausgeber – muss, wenn sie denn überwunden werden soll, mit einem klaren Standpunkt begegnet werden. Den formulieren mehrere Autoren in den Beiträgen, nicht jedoch Klein und Weller in Einleitung und Schlussteil des Bandes.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.343
Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Bodo Klein / Michael Weller (Hrsg.): Masterplan Gesundheitswesen 2020 Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35584-masterplan-gesundheitswesen-2020_42939, veröffentlicht am 13.02.2013.
Buch-Nr.: 42939
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA