Mit seinem siebenten Jahr hat das Jahrbuch den Verlag gewechselt (von Piper zu dem auf diesem Sektor sehr rührigen Philo Verlag), aber die Konzeption ist sich treu geblieben. So bietet dieser Band einen regionalen Schwerpunkt, aber auch zwei aktuelle Einleitungsaufsätze. Für Politikwissenschaftler dürften vor allem diese und die Beiträge über das Leben im Exil von Interesse sein. Einen mutigen Schwerpunkt, der in seinen paradigmatischen Bestandteilen über die reinen Fachleute hinausreichen sollte, setzt das Jahrbuch mit vier Aufsätzen zur jüdischen Schachgeschichte. Inhalt: Marianne Awerbuch: Judaistik ohne Juden. Peter Schäfers Attacke gegen die "Jüdischen Studien" (15-24); Edward Timms: Zwischen Symbiotik und Holocaustismus. Neue Ansätze in der deutsch-jüdischen Geschichtsforschung (25-40). I. Literatur, Presse, Verlagswesen: Jacob Borut: Die jüdisch-deutsche Presse Ende des 19. Jahrhunderts als historische Quelle (43-60); Jan-Pieter Barbian: Glücksstunde oder nationalsozialistisches Kalkül? Die "Arisierung" des S. Fischer Verlages 1935 - 1937 (61-94); Kathy Zarnegin: Kinder und Bücher. Zu einer poetologischen Figur in Gertrud Kolmars Susanna (95-113). II. Leben im Exil: Willi Jasper: Die Poliakov-Affäre und das Dilemma der deutschen Exil-Publizistik (117-131); Susanne Feld: "American Federation of Jews from Central Europe". Von der Landsmannschaft deutsch-jüdischer Einwanderer zur amerikanischen Organisation (132-145); Wilfried Weinke: Justin Steinfeld: Ein Mann liest Zeitung. Der Schriftsteller und Journalist im Prager Exil (146-163). III. Vom Glanz des Schachspiels: Egbert Meissenburg: Juden im Schachleben Deutschlands 1830 - 1930 (167-193); Michael Ehn / Ernst Strouhal: Aufstieg und Elend des Wiener Schachlebens. Zu einer verborgenen Geschichte des Alltags und des Antisemitismus (194-220); Ernst Strouhal: Rubinsteins Verteidigung. Zum Leben des Schachmeisters Akiba Rubinstein (221-249); Bruno Landthaler: Das "göttliche" Schach. Die Schachnovelle von Stefan Zweig (250-264). IV. Beiträge zur Lokal- und Regionalgeschichte: Hessen: J. Friedrich Battenberg: Strukturen jüdischer Bevölkerung in Oberhessen im 17. Jahrhundert (267-298); Thomas Kollatz: Zum Umgang mit jüdischer Armut im 18. Jahrhundert am Beispiel Friedbergs. Wege der Tradition und Wege der Aufklärung (299-323); Karl E. Grözinger: Der Ba'al Schem von Michelstadt und die Frankfurter Kabbalisten (324-340); Wolfgang Zink: Zwischen Reform und Orthodoxie. Jüdische Gemeinden in Hessen 1830-1880 (341-365).