/ 21.06.2013
José de Villa / Jürgen Neubauer
Máximo Líder. Fidel Castro. Eine Biographie
Berlin: Econ 2006; 271 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-430-30001-8„Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert“ (185), zitieren die Autoren George Bernard Shaw und verweisen damit auf die kubanische Wirtschaftspolitik. Das Zitat könnte auch das Motto der gesamten Biografie sein, die der mexikanische Journalist und Publizistik-Professor de Villa und der ebenfalls in Mexiko-Stadt lebende Publizist Neubauer verfasst haben. Ihnen gelingt es, das politische Phänomen Castro zu entschlüsseln, ohne in Revolutionsromantik zu verfallen – weite Teile des Buches lesen sich aber wie ein politischer Krimi. Sie charakterisieren Castro als einen Patriarchen mit zwei Gesichtern: „Ein Bauer oder eine Fabrikarbeiterin darf sich kritische Bemerkungen erlauben, doch ein Minister sollte sich tunlichst hüten, sich ein Beispiel daran zu nehmen.“ (208) Ansonsten müsse er damit rechnen, in der politischen Versenkung oder gar im Gefängnis zu schwinden. Diese Gabe Castros, sich überzeugend dem Volk zu zuwenden und gleichzeitig eisern die politischen Zügel in der Hand zu halten, dürfte der Grund dafür sein, dass er sich seit Jahrzehnten an der Macht hält. Eine ähnliche Janusköpfigkeit schreiben de Villa und Neubauer auch der kubanischen Revolution zu, deren Bilanz erfolgreiche Alphabetisierungskampagnen enthält, aber auch die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und die Hinrichtung von politischen Gegnern (denen man wie im Fall von Arnoldo Ochoa allerdings auch Selbstbereicherung und Drogengeschäfte nachweisen konnte). Genauso schonungslos wie sie Castro beschreiben, analysieren die Autoren auch die Politik der USA, der sie angesichts des Helms-Burton-Act einen „ungeheuerliche[n] Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht Kubas“ (239) bescheinigen. Angesichts der möglichen Entwicklungen auf Kuba nach einem Tod Castros haben sie nicht den Eindruck, dass die USA eine rühmliche Rolle bei der Demokratisierung des Landes spielen wollten. So wird Kuba wohl bleiben, was es nach Ansicht der Autoren schon jetzt in den Augen vieler Menschen weltweit ist: „ein unvollendetes Projekt der sozialen Gerechtigkeit“ (240).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.1 | 2.65
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: José de Villa / Jürgen Neubauer: Máximo Líder. Berlin: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/26550-mximo-lder_30948, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 30948
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