/ 20.06.2013
John Rose
Mythen des Zionismus. Stolpersteine auf dem Weg zum Frieden. Aus dem Englischen übersetzt von Rosemarie Nünning
Zürich: Rotpunktverlag 2006; 333 S.; brosch., 24,- €; ISBN 978-3-85869-312-9Rose vertritt die These, dass die zionistische Ideologie von einer ganzen Reihe von „Mythen“ zusammengehalten wird. Mit diesen Mythen will er aufräumen: „Der Zionismus selbst ist die Quelle arabisch-jüdischer Feindschaft. Ohne seine Beseitigung wird es keine Aussicht auf eine arabisch-jüdische Aussöhnung geben.“ (11) Zu diesen „Mythen“ gehörten etwa die Vorstellung vom fast 2000-jährigen Exil der Juden sowie der Mythos von „einem Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ (14). Das Buch ist gut recherchiert, wenn auch zum Teil recht umgangssprachlich, die Argumentation in sich schlüssig. In vielen Fällen hat die Kritik am Zionismus sicher ihre Berechtigung. Doch zwei Dinge sollten dem Leser bewusst sein: Erstens gibt es zu all den genannten „Mythen“ Texte, die jeweils deren Authentizität und Richtigkeit beweisen, dem vorliegenden Buch also widersprechen, ohne dabei unlogisch oder schlecht recherchiert zu sein. Wer sich ernsthaft mit dem Nahostkonflikt beschäftigt, kennt dieses Problem: Absolute Wahrheiten werden zwar überall verkündet, sind aber angreifbar und oft unhaltbar. Welche Quellen vertrauenswürdig sind, muss jeder selbst entscheiden; jedenfalls ist das Bild komplexer als hier dargestellt. Zweitens ist immer dann, wenn ein Autor das Existenzrecht Israels in Frage stellt, besondere Vorsicht geboten – und dies tut Rose in deutlichen Worten: Es „[...] besteht weiterhin die Ansicht, auch ein jüdischer Staat habe in Palästina ein Existenzrecht, und beide Positionen seien irgendwie miteinander vereinbar. Sie sind es nicht.“ (305) Vorsicht ist nicht nur deshalb angebracht, weil dann unweigerlich das Thema Antisemitismus relevant wird, sondern weil hier die Rede ist von realen Menschen, die in Israel leben und im Staat Israel ihre Heimat sehen. Es ist leicht, aus der Ferne (der Autor lebt in London) die Auflösung des Staates Israel in seiner heutigen Form zu fordern. Doch ob es uns gefällt oder nicht, nahezu 60 Jahre Geschichte können nicht ohne Weiteres rückgängig gemacht werden.
Christiane J. Fröhlich (CJF)
Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 4.41 | 4.1 | 4.22 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Christiane J. Fröhlich, Rezension zu: John Rose: Mythen des Zionismus. Zürich: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25975-mythen-des-zionismus_30203, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 30203
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Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
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