Geschichtswiss. Habilitationsschrift Hannover; Gutachter: A. von Saldern, Steinbach. - Anhand zahlreicher Fallbeispiele aus proletarischen Wohnquartieren, die nach sozialökonomischen und konfessionellen zu den bedeutsamsten Einflußfaktoren zählen, analysiert der Autor das Eindringen des Nationalsozialismus in gewachsene Arbeitermilieus. Schmiechen-Ackermann konstatiert dabei eine Entwicklung des Erfolges in bürgerlichen Wohnvierteln bereits im Laufe der zwanziger Jahre, über das Vordringen in "Kleine-Leute-Viertel" nach dem Übergang zur populistischen Massenbewegung seit 1930, bis hin zum Ausgreifen in die klassischen Arbeiterbezirke, das größtenteils erst nach der Machtergreifung stattfand. Je homogener und gewerkschaftlich organisierter jene Wohnviertel waren, desto schwieriger gestaltete sich die ideologische Vereinnahmung. Stärker als in der bisherigen Forschung zur Sozialgeschichte der NS-Zeit pointiert Schmiechen-Ackermann die potentielle Anfälligkeit auch jener Milieus für das nationalsozialistische Gedankengut. Zugleich erwähnt er die zum Teil erheblichen Freiräume, die sich, im Unterschied zu protestantisch geprägten Milieukernen, gerade in traditionellen sozialistischen und katholischen Sozialisationszusammenhängen bis weit in die dreißiger Jahre hinein erhielten. "Insgesamt wird damit deutlich, daß ein simpler Paradigmenwechsel von der These einer verbreiteten Arbeiteropposition hin zur Behauptung einer umfassenden Integration der Arbeiterschaft in den NS-Staat der facettenreichen sozialen Realität unter dem Hakenkreuz nicht gerecht werden kann." (717 f.)