Die eigentümliche Kapitelaufteilung dieses Bandes deutet auf eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte hin, und in der Tat gehen die Autoren in ihrem Vorwort darauf ein, wie die Arbeiten zum Thema mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch genommen haben und im Vorfeld dieses Bandes bereits zu mehreren Veröffentlichungen geführt haben. Eine Besonderheit des Bandes besteht darin, daß er im Quellenstudium ganz überwiegend aus zeitgenössischen Editionen der humanistischen Autoren schöpft, da sich spätere Editionen zum Teil erheblich von den Urtexten der deutschen und italienischen Humanisten unterschieden. Die zeitliche Eingrenzung ist Programm: "Um es abschließend noch einmal scharf zu pointieren: In unserer Sicht ist mit Blick auf die gegenwärtigen politischen Herausforderungen in Europa aus dem Bereich der Nationen- und Nationalismusforschung gerade nicht die Periode seit der Französischen Revolution, sondern der lange Übergang vom späten Mittelalter zur Frühen Neuzeit von größerem wissenschaftlichen Interesse und größerer politischer Relevanz." (Münkler: Einleitung [28]) Inhalt: Herfried Münkler / Hans Grünberger: Die Anfänge 'nationaler' Identitätsbildung an den Universitäten des Mittelalters. Zur Geschichte der nationes an den Universitäten Bologna, Paris und Prag 1150-1409 (29-73); Kathrin Mayer / Herfried Münkler: Die Erfindung der italienischen Nation in den Schriften der Humanisten (75-161); Herfried Münkler / Hans Grünberger: Enea Silvio Piccolominis Anstösse zur Entdeckung der nationalen Identität der 'Deutschen' (163-233); Herfried Münkler / Hans Grünberger: Origo et Vetustas. Herkunft und Alter als Topoi nationaler Identität (235-261); Herfried Münkler / Hans Grünberger: Arminius/Hermann als nationales Symbol im Diskurs der deutschen Humanisten (1500-1570) (263-308).