/ 20.06.2013
Ute Frevert / Heinz-Gerhard Haupt (Hrsg.)
Neue Politikgeschichte. Perspektiven einer historischen Politikforschung
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2005 (Historische Politikforschung 1); 315 S.; kart., 24,90 €; ISBN 3-593-37735-7Nach dem Siegeszug der Sozialgeschichte in den letzten Jahrzehnten scheint jetzt wieder Politikgeschichte auf der Tagesordnung zu stehen. Diese These vertreten jedenfalls die Autorinnen und Autoren des Bandes, der im Rahmen des Sonderforschungsbereiches „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“ an der Universität Bielefeld entstand. Mit dem Titel dieses Forschungsbereichs ist auch die theoretische Ausrichtung der Publikation angedeutet. Ute Frevert legt in ihrem Beitrag zu Konzepten und Herausforderungen einer neuen Politikgeschichte dar, dass eine so verstandene politische Historiografie einem kulturalistischen Ansatz verpflichtet ist. So werden im Folgenden die sich wandelnden Konstruktionen des Politischen untersucht, es wird nach Deutungskulturen und Sinnkonstruktionen gefragt. Meike Vogel bilanziert die Auseinandersetzungen um den Begriff der außerparlamentarischen Opposition in den 60er- und frühen 70er-Jahren. Sie hebt die herausragende Rolle der Medien bei der Etablierung des Begriffes hervor. Christoph Gusy beschäftigt sich mit Verfassungsverständnissen in der Staatsrechtswissenschaft der Weimarer Republik. Er kontrastiert die Verfassungsfunktion des Konstitutionalismus, die auf eine Verstaatlichung der Politik durch Exklusion hinausläuft, mit den Verfassungsfunktionen der demokratischen Republik, die auf eine Öffnung des Politischen durch Inklusion zielen. Pascal Eitler fragt nach den semantischen Grenzverschiebungen zwischen Religion und Politik in der Bundesrepublik. Am Dialog zwischen Vertretern von Marxismus und Christentum in der Zeit von 1965 bis 1975 werden die Deutungskämpfe und Aushandlungsprozesse, die schließlich zu einer wechselseitigen Öffnung führten, dargestellt.
Aus dem Inhalt:
Ute Frevert:
Neue Politikgeschichte: Konzepte und Herausforderungen (7-26)
Jan Andres / Matthias Schwengelbeck:
Das Zeremoniell als politischer Kommunikationsraum: Inthronisationsfeiern in Preußen im „langen“ 19. Jahrhundert (27-81)
Alexa Geisthövel:
Augusta-Erlebnisse: Repräsentationen der preußischen Königin 1870 (82-114)
Sabine Hänsgen:
Die Familiarisierung des Politischen im Kino der Stalinzeit: Zur Filmkomödie als Genre sowjetischer Populärkultur (115-139)
Meike Vogel:
„Außerparlamentarisch oder antiparlamentarisch?“ Mediale Deutungen und Benennungskämpfe um die APO (140-165)
Christoph Gusy:
Verfassungsumbruch und Staatsrechtswissenschaft: Die Verfassung des Politischen zwischen Konstitutionalismus und demokratischer Republik (166-201)
Peter Behrendt:
Ungleiche Reifegrade: Die Debatten um Altersgrenzen in der Weimarer Republik (202-240)
Dagmar Günther:
Engagement und Elfenbeinturm: Zur politischen Dimension der Literatur in der frühen Bundesrepublik und der IV. Republik Frankreichs (241-267)
Pascal Eitler:
Politik und Religion: Semantische Grenzen und Grenzverschiebungen in der Bundesrepublik Deutschland 1965-1975 (268-303)
Heinz-Gerhard Haupt:
Historische Politikforschung: Praxis und Probleme (304-313)
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 2.35 | 2.61 | 2.62 | 2.311 | 2.333 | 2.31
Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Ute Frevert / Heinz-Gerhard Haupt (Hrsg.): Neue Politikgeschichte. Frankfurt a. M./New York: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23616-neue-politikgeschichte_27124, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 27124
Rezension drucken
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
CC-BY-NC-SA