/ 17.06.2013
Gerhart M. Riegner
Niemals verzweifeln. Sechzig Jahre für das jüdische Volk und die Menschenrechte. Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn
Gerlingen: Bleicher Verlag 2001 (Zeugen der Zeit); 638 S.; geb., 29,50 €; ISBN 3-88350-669-9"In diesen Erinnerungen unternehme ich den Versuch, meine wichtigsten Aktivitäten im Dienst des jüdischen Volks und der Menschenrechte zusammenzufassen. Gleichzeitig ist dieses Buch in mancher Hinsicht auch eine Geschichte des Jüdischen Weltkongresses, dem ich seit mehr als sechzig Jahren verbunden bin. In einer Zeit, in der diese Organisation einen sichtbaren Platz in der Tagespolitik einnimmt, erscheint es mir durchaus sinnvoll, ein breites Publikum mit ihren ideologischen Grundlagen, ihren Zielen und ihren Leistungen bekannt zu machen." (11) So Riegner im Vorwort des Buches, das 1998 unter dem Titel "Ne jamais désespérer" im Verlag "Les Éditions du Cerf" in Paris erschienen ist. Es ist aufgrund jahrelanger Gespräche mit den Journalisten Léon Abramowicz und Jean-Paul Darmsteter zustande gekommen. Riegner wurde 1911 in Berlin geboren, verließ Deutschland nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und kam über Paris nach Genf. 1936 wurde er nach Gründung des Jüdischen Weltkongresses dessen Sekretär für Rechtsangelegenheiten und leitete ab 1939 das Genfer Büro. In dieser Funktion erhielt er genaue Informationen über die Judenvernichtung. Er informierte daher die Alliierten in einem Telegramm ("Riegner-Telegramm") über die so genannte "Endlösung" der Judenfrage und bat sie um Hilfe. Seine Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht. Dennoch gab er nicht auf, sondern unterstützte die Flucht jüdischer Kinder in die Schweiz und nach Spanien, schickte Pakete nach Theresienstadt und versuchte eine Öffentlichkeit für die bedrohten Juden zu erreichen. Seine permanenten Bemühungen führten schließlich zur Gründung des War Refugee Committee in den USA. Nach Kriegsende führte Riegner seine diplomatischen Beziehungen fort und bemühte sich unter anderem um einen aktiven Dialog mit den christlichen Kirchen: Ergebnisse zeigten sich etwa in der Stellungnahme "Nostra aetate" der katholischen Kirche, in der das Verhältnis zum Judentum neu definiert wurde. Für Riegner war der Kampf um die Minderheitenrechte der Juden auch ein Kampf um die Menschenrechte. In internationalen Institutionen wie der UNO oder der UNESCO wirkte er an der Kodifizierung der Menschenrechte mit.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 1.3 | 2.312 | 4.42
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Gerhart M. Riegner: Niemals verzweifeln. Gerlingen: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15711-niemals-verzweifeln_17919, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 17919
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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