In der dekonstruktivistischen Auseinandersetzung mit Nietzsche und seiner Sicht der Frauen ist nach Ansicht der Autorin zuwenig auf die konkreten, historischen Frauen eingegangen worden, mit denen Nietzsche tatsächlich Umgang hatte. Diesen Mangel will Diethe beheben, indem sie sich den Frauen in Nietzsches direkter Umgebung zuwendet. Sie beginnt mit den Frauen in seiner Familie, vor allem seiner Mutter und seiner Schwester (11 ff.). Es folgen, im Kontrast zu Lou Salomés Gedanken, die Ansichten Nietzsches zur weiblichen Sexualität (41 ff.) sowie eine Untersuchung seiner Freundschaft mit modernen, emanzipierten Frauen (73 ff.), die in bemerkenswertem Kontrast zu seinen eigenen Theorien stehen. In einem zweiten Teil befaßt sich Diethe mit Nietzsches Einfluß auf Frauen, die ihn nicht persönlich kannten, die sich aber affirmativ mit seinen Ideen auseinandersetzten (103 ff.), sowie mit Nietzsches Rolle für den deutschen Feminismus seiner Zeit. Vor allem dieses letzte Kapitel ist auch politikwissenschaftlich relevant. Die Autorin will mit ihrer Untersuchung nicht das Bild des frauenfeindlichen Nietzsche vollkommen umstürzen, wohl aber den Kontext seiner Gedanken aufzeigen und damit ein zu einfaches Bild wenigstens revidieren. Das ist ihr zweifellos auch gelungen.