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/ 20.06.2013
Eric Voegelin

Ordnung und Geschichte. Band III: Israel und die Offenbarung. Mose und die Propheten. Hrsg. von Friedhelm Hartensein und Jörg Jeremias. Aus dem Englischen von Uta Uchegbu und Nils Winkler

München: Wilhelm Fink Verlag 2005 (Periagoge); 217 S.; Ln., 25,90 €; ISBN 3-7705-3703-3
„Für Voegelin sind die Propheten Israels [...] die Mittlergestalten, deren mahnender Erinnerung an die Gründungsereignisse das Volk den Erhalt seiner Existenz in historischer Form verdankt“ (Hartenstein/Jeremias, 211). Dabei zeigt sich eine besondere Problematik: „Jahwe war dabei, ein universaler Gott der Menschheit zu werden, während das vielgestaltige Israel kleiner und kleiner wurde. Daher wurden die Propheten durch den Konflikt zwischen religiösem Universalismus und patriotischer Beschränktheit hin- und hergerissen, der in dem Konzept eines Auserwählten Volkes von Anfang an enthalten war“ (Voegelin, 19). Zur Bedeutung der Arbeit für die Gegenwart halten die Herausgeber der beiden Teilbände zu Recht fest: „So lässt sich erstens ohne den Begriff der Offenbarung, wie ihn Voegelin anhand des alten Israel herausarbeitet, weder verstehen, was Geschichte im abendländischen Verständnis ausmacht, noch, warum diese zuletzt nicht vom Mythos getrennt werden kann, wohl aber von ihm unterschieden werden muß“ (Hartenstein/Jeremias, Bd. II, 15). Das unterscheidet im Übrigen Voegelins politikwissenschaftliche Analyse der Religionen im Sinne einer „Ordnungswissenschaft“ vom „Kampf“ um den Mythos der „politischen Theologie“ eines Carl Schmitt. „Daneben fordert die Israelstudie Voegelins zweitens in der derzeitigen Diskussion um die Unhintergehbarkeit, aber auch die Ambivalenz der religiösen Dimension kultureller Identität zur Auseinandersetzung heraus. Daß der Gedanke der Freiheit des Einzelnen wie auch der diese bedrohende Fundamentalismus in den Offenbarungserfahrungen Israels erstmals prominent hervortreten, verdient Aufmerksamkeit“ (Hartenstein / Jeremias, Bd. II, 15 f.). Das gilt erst recht für eine Sozialwissenschaft angesichts des „cultural turn“.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 5.462.23 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Eric Voegelin: Ordnung und Geschichte. Band III: München: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/22220-ordnung-und-geschichte-band-iii_25340, veröffentlicht am 03.12.2007. Buch-Nr.: 25340 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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